Obwohl das Cover-Artwort vielversprechend aussieht, hat mich das Buch “Yoko” als Thriller-Fan inhaltlich leider enttäuscht. Wahrscheinlich waren meine Erwartungen an Bernhard Aichner, einen der bekanntesten Thrillerautoren im deutschsprachigen Raum, zu hoch.
Das Buch punktet dadurch, dass man sprachlich gut in die Geschichte eintauchen kann, da der Autor schnörkellos, leicht verständlich und sehr prägnant schreibt. Andererseits lässt gerade dieser Schreibstil manchmal die eine oder andere ausschmückende Beschreibung oder einen Funken Humor vermissen, wie man es vielleicht von den Büchern Sebastian Fitzeks gewohnt ist. Gerade diese Aspekte würden aber meiner Meinung nach dazu beitragen, lebendigere Bilder in den Köpfen der Leserinnen und Leser entstehen zu lassen.
Die gewählte Erzählperspektive gepaart mit den eher flachen Charakter- und Szenenbeschreibungen sowie den “Ping-Pong”-Dialogen erschweren mir den emotionalen Zugang zu den Figuren, trotz des traumatischen Schicksals der Hauptfigur, so dass ich mich nicht richtig in die Geschichte hineinversetzen kann.
Das grösste Problem habe ich jedoch mit der Handlung. In einem Satz zusammengefasst, tötet Yoko im Buch eine Person nach der anderen und richtet ein regelrechtes Blutbad an. Ich vermisse zu sehr Elemente wie Unvorhersehbarkeit, Nervenkitzel und Spannungselemente, welche für mich einen guten Thriller ausmachen. Stattdessen wird das Gemetzel ausführlich beschrieben, was ich nicht für nötig halte. Die Handlung wirkt auf mich sehr konstruiert, unrealistisch, erzwungen und zu “bequem” eingefädelt, damit am Ende jede Sequenz doch noch einen logischen Sinn ergibt. Dafür gibt es leider einige Beispiele, die ich hier aber nicht aufzähle, um die Geschichte nicht zu spoilern. Echte Spannungsmomente oder gar Enthüllungen, die dem Haupterzählstrang zusätzliche “Würze” verleihen würden, fehlen ebenfalls. Was bleibt ist ein eher fader Rachefeldzuge à la John Wick mit vielen Handlungssträngen, die am Ende zwar offen bleiben, aber nicht das Interesse wecken, in der bereits angekündigten Fortsetzung “John” mehr zu erfahren.
Mein Fazit:
Das Buch “Yoko” hat meine Erwartungen als Thriller-Fan leider nicht erfüllt. Der schnörkellose und prägnante Schreibstil ermöglicht zwar einen leichten Einstieg in die Geschichte, macht das Leseerlebnis aber weniger lebendig als gewünscht. Die Erzählperspektive und die flachen Charakterbeschreibungen erschweren es, eine emotionale Bindung zur Geschichte aufzubauen. Der Handlung, die von übertriebenen Gewaltszenen und einer konstruiert wirkenden Handlung geprägt ist, fehlen für mich wichtige Elemente wie Unvorhersehbarkeit und Spannung. Insgesamt hinterlässt “Yoko” den Eindruck eines faden Rachefeldzugs, der wenig Lust auf die angekündigte Fortsetzung macht. Aus diesen Gründen kann ich das Buch nicht empfehlen.