“Die Schatzinsel” von Robert Louis Stevenson ist ein Klassiker der Abenteuerliteratur, der von Mut und Entschlossenheit, moralischer Ambiguität, Freundschaft und Loyalität sowie der Konsequenzen von Gier erzählt. Wer sich für Piraten und Abenteuer begeistert, kommt bei diesem Buch definitiv auf seine Kosten. Als Neuling in der Welt der Abenteuerromane fand ich das Buch bis zum Schluss spannend. Die Protagonisten werden vom Autor lebendig entwickelt und es gelingt ihm, durch verschiedene Wendungen einen guten Spannungsbogen aufzubauen. Die vielen Begriffe aus der Nautik verleihen dem Werk Authentizität und zeugen von der Recherchequalität des Autors - können aber auch den Lesefluss etwas unterbrechen, wenn man kein Experte / keine Expertin auf diesem Gebiet ist.
Ein grosser Pluspunkt des Buches sind die authentischen und vielschichtigen Charaktere. Besonders gelungen finde ich die Darstellung von Long John Silver. Dem Autor gelingt es sehr gut, diese Figur bis zum Schluss ambivalent und faszinierend zu gestalten, was für zusätzliche Spannung sorgt. Long John Silver ist kein typischer Bösewicht, sondern zeigt sowohl charmante als auch skrupellose Seiten, was ihn zu einer der einprägsamsten Figuren des Buches macht. Er ist eine Figur, die durch ihre moralische Ambiguität dem Buch Tiefe verleiht und zeigen kann, dass Menschen auch in der heutigen Gesellschaft komplex und vielschichtig sind und daher nicht immer in Schwarz-Weiss-Kategorien gedacht werden sollten.
Allerdings muss ich gestehen, dass mir, wie bereits erwähnt, die vielen nautischen Begriffe und Beschreibungen teilweise fremd waren. Diese Fachterminologie hat meinen Lesefluss gelegentlich unterbrochen und das Verständnis erschwert. Ein Glossar oder Fussnoten hätten hier sicherlich geholfen, die Lektüre verständlicher zu gestalten.
Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist, betrifft den Mittelteil des Buches, in dem Jim Hawkins auf das Schiff der Piraten übersetzt. Dieser Teil war mir persönlich zu detailliert und zog sich zu sehr in die Länge, ohne einen entscheidenden Einfluss auf das Ende des Buches zu haben. Obwohl die detaillierten Beschreibungen das Setting lebendig machen und eine dichte Atmosphäre schaffen, hätte eine straffere Erzählweise dem Spannungsbogen gut getan. Dieser Aspekt zieht sich teilweise durch das ganze Buch durch.
Mein Fazit:
Trotz der kleinen Kritikpunkte an den nautischen Fremdwörtern, die den Lesefluss etwas stören und dem etwas zu lange geratenen Mittelteil, bleibt “Die Schatzinsel” für mich ein empfehlenswertes Buch für alle, die in die faszinierende Welt der Piraten eintauchen wollen.
Die Handlung ist spannend und fesselnd, die Charaktere sind authentisch entwickelt und die Geschichte glänzt durch ihre Wendungen. Stevensons Werk ist ein zeitloses Abenteuer, das als Jugendbuch konzipiert, Jung und Alt in seinen Bann zieht und auf eine unvergessliche Reise mitnimmt.
Für mich ist das Buch eine klare Leseempfehlung.