Nachdem ich schon so Freude hatte am ersten Fall von Marcel Huwylers «Frau Morgenstern», durfte ich nun die findige, patente, frisch verwitwete und enorm stilvolle Eliza Roth-Schild kennenlernen.
Was tun, wenn das eigene Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt und man mit über 50 plötzlich vor dem Nichts steht? Diese Frage muss sich auch Eliza Roth stellen – und ihre Antworten darauf amüsierten mich prächtig.
Denn auch dieser Reihe Huwylers sind der Charme, der Humor und die bildlichen Beschreibungen des Autors zu eigen. Allein, wie seine schmuck lebenden Figuren miteinander reden und französische und englische Phrasen in ihre Sätze einflechten, liess mich schmunzeln. Eliza selbst steht vor mehreren Problemen, was die Lektüre bis weit über die Hälfte hinaus enorm abwechslungsreich und fesselnd gestaltet. Dann lässt die Spannung kurz nach, worüber die Figuren mich hinwegtrugen. Im Verlauf der Geschichte erfindet Eliza sich neu. Wie schon Frau Morgenstern ist sie pragmatisch und ihre kreativen Lösungen verursachen ihr nicht einmal den Ansatz eines schlechten Gewissens. Hier wird erpresst und bedroht und im Gegenzug bezirzt und schlawinert.
Ein Buch für einen gemütlichen Lese-Tag (oder zwei oder drei), bei dem sich Krimi-Aspekt und Menschelndes die Waage halten, inklusive Titanic-Referenz und offenen zwischenmenschlichen Baustellen am Ende, die mich enorm neugierig auf die weiteren Bände der Reihe zurücklassen.