Die Schicksalsgeschichte der Familie Buhme aus dem ruralen Armenhaus Europas des 19.Jahrhunderts, sprich aus der heute ach-so-reichen Schweiz, ist ein beachtlicher Debutroman von Corinne Ammann.
Die Autorin versteht es unkonventionell und sehr subtil den unweigerlichen Sog der Abwärtsspirale einer verarmenden Familie sehr feinsinnig darzustellen. Dumme Zufälle, Schicksalsschläge, Krankheit und Ungereimtheiten sind die Zutaten grausamer (un)menschlicher Verhaltensweisen der Dorfbewohner wie Abgrenzung und Verleumdung, so dass der Familie Buhme kaum Chancen eröffnet werden, dass ihr Neustart an einem neuen Ort gelingen könnte. Behörden, die Kirche und viele Alteingesessenen machen ihr zusätzlich das (Über-)Leben schwer, sie werden abgewiesen oder die vermeintlichen Hilfsangebote gehen an ihren Bedürfnissen vorbei oder verschlimmerten bei Inanspruchnahme die Situation gar. Die Beharrlichkeit und die Hoffnung bleiben, die Wahrscheinlichkeit der Besserung verläuft aber immer mehr im Treibsand, welcher die Familie weiter nach unten zieht - egal wie sehr sie sich auch anstrengen mag.
Lektüre-Empfehlung mit Lokalkolorit (Dialektpassagen mit Übersetzung im Anhang), welches aber nicht davon hinwegtäuschen sollte, dass die Thematik der Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit nicht universell und aktuell ausgelegt werden kann.