Ein Western der anderen Art: Von Ralph Waldo Emerson inspiriert, macht sich der 23-jährige Will Andrews aus seiner behüteten Heimat nach seinem dritten Jahr in Harvard auf in den wilden Westen nach Kansas auf. Sein Ziel: Die aufstrebende Siedlung “Butcher’s Crossing”, die dank dem Handel mit Büffelfellen und einem erwarteten Eisenbahnanschluss floriert. Der junge Will ist auf der Suche nach dem echten authentischen Leben. Er lehnt den Administrationsjob beim örtlichen Fellhändler ab, und finanziert einen Trupp, der gemäss dem erfahrenen Büffeljäger Miller ein abgelegenes Tal mit tausenden Büffeln bejagen will. Der unerfahrene Will bricht mit dem von diesem Tal besessenen Miller, dem frömmelnden Kutscher Charlie und dem skrupellosen Häuter Schneider auf. Doch je länger sie unterwegs sind, desto mehr zeigt sich, dass die Gier der Jäger die Büffelpopulation schon stark dezimiert hat. Sie treffen aber im abgelegenen Tal eine größere Herde an. Und hier schildert Williams grandios, wie gnadenlos Miller die Tiere abschlachtet. Ein treffenderes Sinnbild über Gier und Zerstörungswut unserer Zivilisation habe ich bis jetzt nicht gelesen. Auf der Jagd bricht der Winter ein und sie müssen im eisigen Bergland Colorados das Überleben sichern, bevor sie bei der Schneeschmelze die Rückkehr antreten können. Und kurz vor ihrer Ankunft verlieren sie ihre Beute. In Butcher’s Crossing hat man nicht mit der Rückkehr des Treks gerechnet, und Will, Charlie und Miller tot geglaubt. Doch auch Butcher’s Crossing ist nicht mehr so, wie sie es verlassen haben. Das Buch ist einerseits eine Anklage gegen die grenzenlose Gier der Büffeljäger und unterschwellig durchaus auch eine ätzende Persiflage auf den naiven Städter, welcher das Authentische sucht. Es ist genial geschrieben und auch wenn ich schon viel verraten habe, die Dramaturgie ist kaum zu überbieten.