John Williams hat “nur” 4 Romane geschrieben, alle 4 haben zu seinen Lebzeiten leider nie die Aufmerksamkeit erfahren die sie verdient hätten.
“Augustus” fällt dabei aus dem Rahmen. Während seine anderen Romane - allen voran “Stoner”, der Roman welcher verfilmt wurde und die Romane von Williams postum in die Bestlisten spülte - im US-Amerikanischen College und Uni Milieu spielen, ist dieser Roman eine (fiktive!) Zusammenstellung von Briefen, Aufzeichnungen etc. aus der Zeit von Kaiser Augustus (der Nachfolger von Julius Cäsar).
Basierend auf Überlieferungen, Aufzeichnungen und einer Forschungsreise in Europa entwickelt Williams Roman eine tiefe, faszinierende und vielseitige Einblick in die Welt des alten Roms. Die (vermeintlichen) Autoren sind belegte Figuren wie z.B. Augustus selbst, Vergil, Horaz oder seine Tochter Julia.
Der Roman bleibt bei den (so weit bekannten) Fakten und folgt dem Leben von Augustus. Der Kniff oder die grosse Kunst liegt hier darin, dass durch die verschiedenen Blickwinkel der Personen (inkl. deren Interessen usw.) die damalige Zeit in all ihren Fassetten beleuchtet wird. Sei es Soldatenalltag, Kriegsstrategien, Kämpfe um Einfluss und Geld oder Gedanken über die Infrastruktur. Ein zentrales Element ist jedoch die Macht. Was macht grosse Macht mit dem Menschen? Wie kämpfen Menschen um Macht und wie wird sie eingedämmt. Williams ist zu gut informiert um auf Klischees oder Plattitüden zurück zu fallen.
Dabei zeigt Williams auf subtile Art auf, wie die menschliche Psychologie damals wie heute die gleichen Untiefen und Überraschungen bereithält. Diese Qualität macht das Buch modern und zeitlos zugleich.
Für alle Leser, die sich gerne in eine andere, längst vergangene Welt entführen lassen wollen.