Ein berührender und kluger Roman der auf verschiedenen Ebenen mitreisst und zum Nachdenken anregt. Dass Nebenbei ein paar lustige und hellsichtige Einsichten und Analysen über die Schweiz dabei sind, macht das Buch umso vergnüglicher.
Die Grundidee ist so einfach wie genial: In Zürich (natürlich) entsteht ein Altersheim für Demenzkranke. Das Spezielle ist, dass in diesem Heim die Stockwerke und Zimmer nach Jahrzehnte oder spezifischen Jahren eingerichtet sind damit Menschen sich wieder in ihrer Jugend oder in jungen Jahren wiederfinden. In dieser Umgebung kommen auch Erinnerungen zurück.
Von dieser Grundkonstellation dreht der bulgarische Autor die Idee von Vergangenheit und der Möglichkeit dahin zurück zu gehen immer weiter. Das Ende oder die Pointe lassen wir hier aus. Das Buch ist auch eine Reflektion über Post-Sowjetische Erinnerungskultur und deckt nebenbei auf amüsante Weise den Chauvinismus und Hohlheit von nationalistischen und reaktionären Bewegungen auf. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und Erinnerung, wenn wir zusammen beschliessen zurück in die Vergangenheit zu gehen mündet das konsequenterweise in einer weiteren Katastrophe.
Der Roman vermeidet platte Politische Anklagen (was viele aktuelle - vor allem aus dem deutschsprachigen Raum - Romane, meiner Meinung nach, unlesbar machen. Hier wird weder belehrt und aktivistisch versucht “aufzurütteln”) und offensichtliche Anspielungen. Er geht immer vom Individuum, vom Mensch aus und erschafft so eine Panorama in dem sich alle wiederfinden.
Nebenbei erfährt der Leser einiges über Bulgarien vor dem Mauerfall und den Alltag der Menschen damals. Einen Stern (Buch) weniger gibt es, da der Roman ein, zwei Seiten zu viel hat.