Durch Bücher können wir unsere eigenen Geschichten und Emotionen besser verstehen. Sie können uns helfen, unsere eigenen Emotionen in einem geschützten Rahmen, von aussen, durch die Charaktere des Romans, zu sehen und aufzulösen.
Ein besseres Buch um diese These der Bibliotherapie zu stützen als „Die Butter und der Schlitten“ habe ich selten gelesen. Fünf Menschen wohnen als Nachbarn in einer kleinen Strasse an der Küste. Ihre Leben berühren sich erst wenig, dann verweben sie immer mehr ineinander. Jeder davon hat seine eigenen Themen, Probleme, tiefen Wunden, die er auf unterschiedliche Weise versucht zu lösen, zu ignorieren, zu verarbeiten.
Emma, eine 91jährige alte Dame lebt seit 11 Jahren nur in ihrer Wohnung, da sie Angst hat, draussen zu stürzen. Der Nebenstrang der Geschichte erzählt von ihrer Zeit als Teenager in den 1940er Jahren in Deutschland, als Kind in der Kinderlandverschickung.
Besonders berührt hat mich persönlich auch Violetta. Als junge Frau mit 150kg lebt sie ein einsames Leben: „In ihrer Erinnerung gab es keinen Augenblick in ihrem Leben, in dem sie sich so etwas getraut hätte - Widerstand leisten. Sie fühlte ihn oft in sich, aber am Ende hatte sie bisher immer nachgegeben. Egal wer und was von ihr wollte. Vor allem ihre Mutter. Die wollte viel. Andauernd.“
Und wenn Euch die Geschichte gefällt, lest unbedingt auch „23 Leben“ von Connie Haller