In diesem Buch erklärt die Autorin Gaia Vince, die ihr ganzes Berufsleben den Forschungen und dem Journalismus zu Umweltthemen gewidmet hat, wie die Menschen im Lauf dieses Jahrhunderts wandern wird, wie sich die Umwelt verändern könnte, was die Menschen tun könnten. Ihre Arbeit hat sie nicht auf ein einzelnes spezifisches Thema ausgerichtet, sondern sie geht auch im Buch allen Aspekten nach und basiert dabei auf ihren Recherchen und Quellen. Es handelt sich also nicht um irgendwie ausgedachte Visionen.
Hitze, Dürre, Hochwasser, Eisschmelze, Wirtschaft, Natur, Biodiversität, Ernährung, Städte- und Gebäudebau und auch das soziale Gefüge kommen zur Sprache. Es geht um die Jahrzehnte, die in diesem Jahrhundert vor der Menschheit liegen und die Möglichkeiten, die bestehen, das Überleben der Menschheit unter möglichst guten Bedingungen für alle zu sichern.
Gaia Vince schreibt auf eine klare, angenehm ruhige Art. Zeigt klar auf, wie die Entwicklungen sein könnten, sein werden je nach den Massnahmen, die ergriffen werden und zeigt auch nachvollziehbare Möglichkeiten auf. Diese Massnahmen erläutert sie schlüssig und gut lesbar geschrieben.
Liest man verschiedene Bücher zum Thema der Migration aufgrund des Klimawandels, findet man immer wieder Übereinstimmungen. Beispielsweise, dass eine weltweite Zusammenarbeit notwendig ist, die Menschheit und die Erde möglichst zu bewahren. Diese Voraussetzung ist einleuchtend, und gleichzeitig vermutlich nicht einfach zu realisieren. Dieses Buch geht meiner Meinung nach über das hinaus, was ich in einem anderen Buch gelesen habe, indem es auch die sozialen Belange einbezieht, wie für benachteiligte Menschen sogar eine Verbesserung erzielt werden kann und Menschen nicht aufgrund von Migration im Elend oder Armut landen. Die politischen Herausforderungen schildert sie ebenso. Die Kapitel sind sehr gut strukturiert und jede Seite, Absatz für Absatz interessant. Der Epilog und Vinces 8-Punkte Manifest runden das Werk gut ab.
Die Sprache ist sehr gut, klar und verständlich. Der Übersetzer hat hier eine ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Die Millenials in allen Länder sind weit weniger als andere Gruppen geneigt, die Nationalität von der “Rasse” abhängig zu machen. Sie schätzen generell die Mobilität, und die Sorge wegen steigender Lebenshaltungskosten ist ausgeprägter als der Patriotismus (insbesondere, wenn man gemäss Bertrand Russels darunter die Bereitschaft versteht, aus trivialen Gründen zu töten oder getötet zu werden).
Wie wäre es, wenn wir die Erde wieder als ein globales Gemeinwesen der Menschheit betrachteten, wie sie es Tausende von Jahren war, bevor ein paar europäische Regionen vor wenigen Jahrhunderten systematische Grenzkontrollen eingeführt haben? Einen globalen Freihandel mit Arbeitskräften u erlauben, wäre laut Caplan “nicht nur gerecht, sondern auch die meistversprechende Abkürzung zu globalem Wohlstand.” (120)
Heute schon haben etwa Staaten im Pazifikraum Abkommen mit Australien und Neuseeland geschlossen, und andere regionale Gruppen haben Vereinbarungen über gegenseitige Arbeitsrechte, über die Anerkennung von Fähigkeiten und Qualifikationen und über die Freizügigkeit getroffen. (140)
Eine andere Möglichkeit könnten Charter Cities sein, Städte, die mit einer anderen Charta gegründet und verwaltet werden, als das Land, in dem sie sich befinden. Die Charter City wurde 2009 von dem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Romer als Konzept einer neuen Verwaltungsstruktur entwickelt, das die Entwicklung in armen Ländern fördern könnte (183)
Nicht alles kann wiederhergestellt werden. Die Korallenriffe, die für ein Viertel allen Lebens auf der Erde eine wichtige Funktion haben und weltweit zum Lebensunterhalt von einer Milliarde Menschen beitragen, werden vermutlich keine 40 Jahre mehr Bestand haben, weil sie durch Hitze und Übersäuerung absterben. Bei einer Erderwärmung von 2°C werden sie “grösstenteils verschwinden”. Schon bei 1.5°C jedoch gehen im Vergleich zu heute 90 Prozent der riffbildenden Korallen verloren. … Wenn wir Ökosysteme in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht schützen können, werden wir versuchen müssen, einen Teil ihrer Funktionalität wiederherzustellen, indem wir etwa künstliche Riffe schaffen, die als Kinderstuben für Fische dienen können.
Aus dem 8-Punkte-Manifest: *
2. Wir müssen die Produktionskapazitäten der Gesellschaft neu ausrichten, um dem Klimawandel und der drohenden demografischen Krise zu begegnen.
8. Wir müssen dringend arbeiten, die Zerstörung von Ökosystemen rückgängig zu machen und die Artenvielfalt wiederherzustellen, um Resilienz aufzubauen und natürliche Systeme zu schützen.*