Meine Erwartungen an dieses Buch waren hoch: So oft auf Booktok rezensiert und in dem Top Büchern 2023 eines britischen YouTubers, auf dessen Geschmack ich eigentlich blind vertrauen kann. Naja. Meiner Meinung nach hat das Buch definitiv ein paar Macken, ist aber inhaltlich und sprachlich interessant.
Kurz gesagt geht es um die Beziehung der beiden Protagonisten Aldo, ein depressiver Mathematiker, und Regan, eine manische Künstlerin. Die Charaktere der beiden sind sehr vielschichtig und detailliert ausgearbeitet, genauso wie ihre Beziehung und ihr Umgang miteinander. Viel mehr an Handlung gibt es auch nicht, die Geschichte baut sich stattdessen nur auf der Beziehung, den Gemeinsamkeiten und Problemen und deren Sexleben der beiden auf.
Ich durfte das Buch in einer Leserunde lesen hier im Book Circle lesen und viele andere hatten Probleme mit den wechselnden ErzählerInnen und den Einschüben, die manchmal Gedankenstränge seitenlang unterbrechen. Für mich hat genau das die Erzählweise des Buchs irgendwie spannend gemacht: Das ganze ist ein bisschen “freestyle” geschrieben, bis auf die Einteilung in sechs grosse Abschnitte gibt es eigentlich keine weitere wiederkehrende Gliederung oder Erzählweise. Mal erfahren wir die Geschehnisse aus Sicht der Protagonisten, mal als allwissender Erzähler, mal aus Sicht von anderen, unbeteiligten Beobachtern.
Die Probleme lagen für mich woanders:
Aldo ist theoretischer Mathematiker, lehrt an der Uni und befasst sich mit … Hexagonen, Zeitreisen und Bienen? Das ist für mich doch eher ziemlich unrealistisch. Auch wenn das Phänomen Zeitreisen sicher auch in der Mathematik und Quantenphysik einen Platz hat, ist der Rest für mich eher erfunden und es klingt leider oft so als hätte die Autorin von diesen Dingen selbst nur wenig Ahnung. Was ja an sich kein Problem ist, nur sollte es dann vielleicht nicht so ein zentrales Motiv des Buches sein.
Vor allem gegen Ende wurde die Beziehung von Regan und Aldo ausserdem immer mehr zu einer “Ich bin kaputt-du bist kaputt-lass uns zusammen kaputt sein” -Emo Beziehung, was ich zeitweise in bisschen pubertär und unpassend zu den feinen, sensiblen Beschreibungen der Beziehung am Anfang empfand.
Abschliessend sollte man auf jeden Fall die Danksagung der Autorin beachten, die die Motive und Hintergründe zu dieser Geschichte und vor allem zu Regan nochmal verdeutlicht. Da es auch viel um psychische Krankheiten geht, fände ich eine Triggerwarnung (oder die Danksagung am Anfang des Buches) ebenfalls angebracht.
Insgesamt ist das Buch ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe und obwohl ich nicht restlos begeistert bin, hat das Buch gute Stellen, einfühlsame Momente und ist lesenswert!