Coupvray, später Paris, ab 1819: Louis Braille, der mit drei Jahren aufgrund eines Unfalles und einer darauffolgenden Infektion erblindete, sollte in verschiedenen Institutionen die sogenannte Prägedruckschrift lernen. Als er auf die „Nachtschrift“ von Charles Barbier de la Serre stösst, ist er fasziniert. Diese sogenannte „écriture nocturne“ war als Geheimschrift für das Militär gedacht, war aber sehr umständlich zu lernen. Louis sah jedoch viel Potenzial darin und begann, sie zu vereinfachen – zusammen mit seinen Freunden Hyppolyte Coltat und Gabriel Gauthier. Nicht alle waren davon begeistert…
Erster Eindruck: Das Cover des Schutzumschlages passt für mich gut zum titelgebenden Wort „Freiheit“ (obwohl ich keine Schutzumschläge mag). Es ist schade, dass nicht im Titel (oder einem Untertitel) erkennbar ist, dass es um Louis Braille geht.
Ich mag (romanhafte) Biografien sehr gerne und war daher sehr gespannt, mehr über Louis Braille und seine Erfindung zu erfahren, die so vielen künftigen Generationen das Leben im Umgang mit der verlorenen Sehkraft erleichterte.
Der kleine Louis stellt Lehrer Bécheret in Coupvray die Frage, wieso das Heu manchmal wie ein Bonbon rieche. Die Frage konnte Bécheret nicht beantworten – er redete sich raus. Es hat mich sehr berührt, als er auf diese Frage doch noch eine Antwort finden wollte und sodann im Heu herumstakste, um festzustellen, dass es tatsächlich nach Karamell roch! Er hat sich auf seine anderen Sinne konzentriert und viel Neues entdeckt.
Als Louis am Institut National des Jeunes Aveugles in Paris aufgenommen wurde, herrschte ein brutaler Schulleiter – gegen aussen gab er sich selbstverständlich stets sehr umgänglich und den Kindern zugewandt. Glücklicherweise wurde er später durch Monsieur Pignier ersetzt, der den blinden Schülern und dem Bestreben von Louis, die neue 6-Punkte-Schrift zu definieren, sehr viel mehr zugetan war, da er den Benefit für künftige Generationen sah.
„Ich lese, ich schreibe, also bin ich.“
Die Beschreibungen des Autors sind sehr bildhaft und ausschweifend; der Schreibstil mutet ein wenig poetisch bzw. theatralisch an. Wurde dieser Schreibstil gewählt, weil er „historisch“ klingen soll? Wurde vor zweihundert Jahren so gesprochen? Das kann ich nicht beurteilen, aber aus anderen Büchern, die in der gleichen Epoche spielen, kenne ich dies nicht. Ich fand es schade, dass wenig aus direkter Sicht von Louis erzählt wurde. Von mir gibt es knappe 4 Sterne.