„Vielleicht sind das die Dschinns, die Wahrheiten, die immer da sind, die immer im Raum stehen, ob man will oder nicht, aber die man nicht ausspricht, in der Hoffnung, dass sie einen dann in Ruhe lassen, dass sie im Verborgenen bleiben für immer.“ - Fatma Aydemir, “Dschinns”
Welch beeindruckendes Leseerlebnis! Dieser Roman hat mich von der ersten Seite bis zum Schluss mit seiner kraftvollen und intensiven Erzählweise in seinen Bann gezogen. Die Autorin vermag es, mit einer wahrlich beeindruckenden Sprachgewalt und Intensität jeden Satz mit Leben zu erfüllen und einen förmlich in die Geschichte zu ziehen.
Die Intensität der Sprache geht richtig unter die Haut. Es werden Emotionen auf eine Weise vermittelt, die einen nicht mehr loslassen. Die Charaktere sind so authentisch und tiefgründig, dass man sich vollkommen mit ihnen identifizieren kann.
Die Erzählung wirft auf beeindruckende Weise Licht auf die inneren Spannungen, die mit Zuwanderung in Familien einhergehen – ein Aspekt, der im Westen häufig unterschätzt wird. Welchen Weg es bedeutet, sich in eine neue kulturelle Umgebung zu begeben und sich von den tief verwurzelten Denkmustern vergangener Jahrhunderte zu lösen. Es ist faszinierend wie die Autorin diese gesellschaftlichen Themen geschickt in die Handlung integriert und es regt zum Nachdenken über diese gesellschaftliche Strukturen und Vorurteile an. Dabei bleibt der Erzählstil stets fesselnd, ohne belehrend zu wirken.
Die einfühlsame Art dieses Romans hat mich tief berührt und die Charaktere werden wohl noch länger in meiner Erinnerung bleiben. Es wäre faszinierend zu erfahren, wie es den einzelnen Charakteren in 10 oder 20 Jahren ergeht und welche Entwicklungen sie bis dahin durchgemacht haben.