Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und die Wasserleitungen sind zu. Aus dem Wasserhahn kommen noch die letzten Tropfen Wasser, danach herrscht leere. Draussen sind es 36 Grad im Schatten und deine Kehle fühlt sich langsam trocken an. Du wirst durstig. Im Kühlschrank findest du ausser einem Stück Butter und geschrumpelten Karotten nichts. Deshalb radelst du mit dem Fahrrad ins Dorf. Doch als du im Supermarkt vorbeikommst, drängeln sich schon etliche Menschen vor den bereits leeren Regalen in denen normalerweise die Wasserflaschen und Softgetränke stehen. Die Suche nach anderen trinkbaren Flüssigkeiten bleibt erfolglos. Ein Tag vergeht und dann noch einer. Die Leitungen bleiben trocken und leer. Die letzten Vorräte sind bereits leergetrunken. Es stinkt, weil du seit Tagen nicht duschen konntest und die Spülung des WCs auch nicht mehr geht. Du merkst wie die Menschen um dich herum gereizt werden und langsam aber sicher wird dir das Ausmass der Situation bewusst…
So ergeht es Alyssa im neuen Roman von Neal Shusterman, den er gemeinsam mit seinem Sohn Jarrod geschrieben hat. Während einer Hitzewelle werden sämtliche Wasserleitungen geschlossen und innerhalb kürzester Zeit herrscht ein Ausnahmezustand. Viele Menschen flüchten, andere, wie Alyssa und ihre Familie, bleiben zurück und wollen es aussitzen. Doch Tage vergehen und es scheint keine Sicht auf Besserung. Als ihre Eltern von der Suche nach Trinkwasser nicht wieder nach Hause kommen, bleibt Alyssa und ihrem kleinen Bruder nichts anderes übrig, als bei ihrem Nachbar Kelton Hilfe zu suchen. Denn Keltons Familie hat vorgesorgt. Jahrelang hat man über die „Doomsday Preppers“ in der Nachbarschaft gelacht, doch nun scheinen sie die einzige Hoffnung auf ein Überleben zu sein. Denn schon bald ist nicht nur das fehlende Trinkwasser eine Bedrohung für Alyssa und ihren Bruder.
Dry packt von der ersten Seite an und lässt einem auch nach beenden nicht so schnell wieder los. Viel zu realistisch ist die Thematik, viel zu echt die Bedrohung. Beim Lesen verspürt man einen nicht enden wollenden Durst und man fängt unweigerlich an sich zu fragen: wie würde es mir in dieser Situation ergehen? Habe ich genug Wasser im Haus? Wo wäre der nächste Supermarkt um meine Vorräte aufzustocken? Selbst jetzt beim schreiben dieser Buchempfehlung (und das ist es ganz klar, denn das Buch ist mega!) schiele ich zur halbleeren Wasserflasche und trinke sicherheitshalber noch ein paar Schlucke.