Auch die Forsetzung von “Die Teerose” spart nicht mit Spannung, Dramatik und allerlei Verwicklungen. Fokussierte sich der erste Teil der Reihe auf Fiona Finnegan, stehen nun ihr Bruder Charlie und seine grosse Liebe India im Mittelpunkt. Während Charlie auf die schiefe Bahn geraten ist und als König der Verbrecher gefeiert wird, arbeitet die idealistische und aus gutem Hause stammende India als Ärztin. Die Beschreibungen ihres Alltags lassen einem schon hin und wieder das Blut in den Adern gefrieren, hat man doch heute deutlich andere medizinische Standards. Und doch ist es faszinierend, zu sehen, wie weit die Menschen im 19. Jahrhundert zum Teil schon waren und wie schnell sich die Medizin entwickelt hat.
Auch sonst streift der Roman viele historische Ereignisse wie z. B der Kampf um das Frauenstimmrecht und die Einführung der ersten sozialen Reformen. “Die Winterrose” ist deutlich politischer als noch der erste Band, dennoch kommen Romantik und Herzschmerz ebenso wenig zu kurz wie waschechte Abenteuer à la Jules Verne. Viele liebgewonnene Figuren tauchen wieder auf - Joe, Fiona, Seamie - und es ist fast so, als würde man alte Bekannte treffen.
Eine kleine Kritik hätte ich allerdings noch: Mir waren die Figuren zum Teil zu eindimensional - ich hätte gerne mehr Ecken und Kanten gehabt (wobei hier zumindest der Bösewicht nicht ganz so durch und durch schlecht ist, wie es beim ersten Teil noch der Fall war). Und die eine oder andere Verwicklung fand ich gerade gegen den Schluss doch ein wenig langatmig.
Und trotzdem: Ein Muss für alle Fans von historischen Romanen!