Die Story verfolgt Candace Chen, eine New Yorkerin, die mit den Auswirkungen einer globalen Pandemie kämpft. Die Autorin wechselt geschickt zwischen den Zeitebenen, schafft einen berührenden Kontrast zwischen dem Chaos der Epidemie und Candaces Leben zuvor.
Ling Mas Stärke liegt in der Erforschung der Monotonie des Alltags und der Suche nach Bedeutung in einer entfremdeten Welt. Themen wie Isolation, Identität und die prägende Rolle der Unternehmenskultur werden gekonnt behandelt. Die Protagonistin ist zugleich fesselnd und rätselhaft, ihre Geschichte zieht die Lesenden mit sich, während sie in einer zerbrochenen Welt nach dem Sinn sucht.
Der Schreibstil ist scharfsinnig und erfasst die Trostlosigkeit einer zusammenbrechenden Gesellschaft und bewahrt trotzdem einen subtilen Hauch von Hoffnung. Das Tempo des Romans erlaubt es, die Details der geschaffenen Welt zu geniessen und über deren Implikationen nachzudenken. Bemerkenswert ist, dass der Roman 2018, also vor der COVID-19-Pandemie veröffentlicht wurde und beinahe prophetisch die Umstände beschreibt, die eine solche Krise auslösen kann. Es ist ein packendes Debüt, welches geschickt die Komplexitäten des modernen Lebens erforscht und postapokalyptische Elemente mit einer scharfen Analyse der zeitgenössischen Gesellschaft verbindet. Ich freue mich bereits auf die kommenden Werke dieser herausragenden Autorin.