Zum Buch: Bei dieser Geschichte von Ayelet Gundar-Goshen geht es schlicht und einfach darum den «inneren Löwen» der in jedem von uns steckt, zu wecken. Wie verhalte ich mich, wenn mir etwas passiert, auf deren Tat ich spontan keine adäquate Lösung habe? Vertuschen, herunterspielen, offenlegen? Je dramatischer das Geschehene ist, desto schwieriger ist die Antwort.
Hier geht es in Romanform um die Fahrerflucht eines Neurochirurgen. Der Roman wurde später auch zu einer TV-Serie verfilmt. Nach dem die Frau des Opfers dem Arzt einen überraschenden Vorschlag macht, die Sache auf eine spezielle Weise aus der Welt zu schaffen, läuft die Sache völlig aus dem Ruder. Auf der einen Seite fokussiert sich dieser auf sein ärztliches Pflichtbewusstsein, andererseits baut er dadurch ein weiteres Lügengebilde auf, aus deren Verstrickungen er keinen Ausweg mehr sieht. Erschwerend kommt dazu, dass die Frau des Mörders ausgerechnet die polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall aufgenommen hat. Obwohl ihr Vorgesetzter ihr mangels Beweismaterials rät, den Fall ad acta zu legen, bleibt sie unvermittelt an der Aufklärung der Tat dran.
Dass es sich beim tödlich verletzten um einen Flüchtling handelt, verbindet sich hier ideal mit dem überraschenden Vorschlag der «Schuldentilgung» durch die Frau des Flüchtlings. Dabei handelt es sich um eine spezielle Art der Erpressung. Man hätte die Geschichte ohne Flüchtling mit einer anderen Sühnung verknüpfen können. Ein Tötungsdelikt mit Fahrerflucht gehört in die Kategorie Schwerverbrechen.
Die Schriftstellerin versteht es ausgezeichnet, mit der bildhaften Sprache zu arbeiten. Leider aber werden immer wieder vulgäre Ausdrücke eingeflochten über deren Sinnhaftigkeit man im Zusammenhang mit dieser Geschichte geteilter Meinung sein kann.
Zitate aus dem Buch: «Wir müssen warten, bis etwas zerstört ist, um zu begreifen, was vorher richtig funktioniert hat.» «Die können nicht alle hierherkommen. Laufende ärztliche Behandlung, Wohlfahrt – wenn wir das alles gratis geben, ist bald halb Afrika unterwegs zu uns.»
Zum Cover: Der Rückspiegel des Autos steht sinnbildlich für den Blick zurück auf Vergangenes.
Fazit: Wir lesen hier eine Geschichte bei der uns bewusstwird, dass die Offenlegung der Wahrheit, wohl auch im schlimmsten Fall der Fälle, immer noch der beste Weg ist, um sich nicht dem Druck der Lüge auszusetzen.