Nathans Leben ist zerbrochen - der kleine Sohn tot, die Ehe dahin - er allein in der Wohnung, die er dem Schwiegervater abgeluchst hat - eigentlich ein ‘Winner’, der die Karriereleiter von ganz unten hinauf geklettert ist, Staranwalt - und das als uneheliches Kind einer Putzfrau… Wäre da nicht…
Immer hat er sich beweisen müssen - vor sich, der Frau, den Schwiegereltern - der ganzen Welt - doch all das spielt keine Rolle mehr, weil es ins Leere läuft. Er ertrinkt sich in der Arbeit, um den Schmerz und die Leere nicht zu spüren - die sich jedoch auf einer andern Schiene meldet: er bekommt gesundheitliche Probleme, doch der Check ergibt nichts - und plötzlich taucht Dr. Goodrich in seinem Leben auf - eine geheimnisvolle Person, die ihn fasziniert und abstosst in selber Weise - vor dem er am liebsten davon laufen würde - und doch angezogen wird…
Wie sehr ihrer beider Leben verknüpft ist, merkt er nach und nach…
Musso erzählt mehr, als was vordergründig auf dem Papier steht. Vieles scheint mehr Allegorie als Realität zu sein und doch wird es ‘real’ erzählt. In allem webt eine ‘Metaebene’, die zum Nachdenken und Reflektieren nicht nur anregt, sondern heraus fordert - vielleicht auch zum Widerspruch.
Nathan wird in dieser Geschichte durch seine Todesahnung, die ihm immer mehr zum Todesurteil wird, regelrecht in die Enge getrieben - zuletzt muss er sich allem stellen: seinem Leben, seiner Vergangenheit, seinem Schwiegervater, seiner Frau - jetzt beginnt das eigentliche Verlieren, weil er nichts mehr halten kann - und darin gewinnt er alles - nicht ohne Schmerz. Im Grunde genommen ist der Schluss ein ‘Schocker’, doch spürt man den Frieden, den Nathan gefunden hat und den Willen, WIRKLICH zu leben und seine Aufgabe zu erfüllen.
Etwas unbefriedigend der Abriss des Erzählfadens in Bezug auf den Unfall und den Prozess - hat er stattgefunden? Wurde er überflüssig? Was ist mit/aus dem Erpresser geworden? - Aber vielleicht waren diese Szenen ‘nur’ das nötige Stilmittel als Auslöser zum Wesentlichen hin, so dass sie wie der Kokon der Schmetterlingspuppe waren, nach der auch keiner mehr fragt, wenn der Schmetterling fliegt. - Und Nathans Metamorphose scheint gelungen zu sein.