Drei Tech-Milliardäre haben unsere Zukunft in der Hand. Eine Gruppe Menschen möchte das ändern, denn sonst steuert die Menschheit auf einen Abgrund zu. Eine Journalistin gerät dabei zwischen die Fronten.
Naomi Alderman springt als allwissende Erzählerin in ihrem jüngsten Sci-Fi-Thriller viel hin und her: Zwischen den Perspektiven, den Schauplätzen und den Zeiten. Zu Beginn dauert es daher etwas, sich zurechtzufinden. Sie lässt sich aber auch Zeit, uns in die Geschichte, die Figuren und die Hintergrundgedanken einzuführen. Sobald wir im Lesefluss sind, zieht sie die Spannung an und gegen Ende kommt es dann noch zu (mehr oder weniger) überraschenden Wendungen.
Ich bin ihr und ihren Gedankengängen in «The Future» unheimlich gern gefolgt. Die Handlung spielt irgendwann rund um das Jahr 2036. Die Realität ähnelt unserer heutigen und die Welt steht vor aktuellen drängenden Problemen: Klimawandel, Artensterben, Raubbau an der Natur, soziales Ungleichgewicht – sprich, die Welt steht am Abgrund. Es ist alles etwas technisierter als heute, aber sie sagt selbst, dass sie gerade im Hinblick auf KI von den aktuellen Entwicklungen während des sechsjährigen Schreibprozesses eingeholt worden ist. Alderman stellt sich – und uns – die Frage, was es bräuchte, um die Probleme unserer Zeit in den Griff zu bekommen? Sie fragt aber auch, wie es dazu kam. Dafür wirft sie u. a. mehr als einen Blick ins Alte Testament, in die Anthropologie und sie hinterfragt kritisch unser derzeitiges Verhalten.
Ihre Auflösung scheint mir etwas unwahrscheinlich, aber das überlasse ich jeder*m selbst. Jedoch hatte ich an zwei Stellen den Eindruck, dass sie sich selbst auf ihrer Zeitleiste verheddert hat.
Faszinierend sind der Aufbau und die Forums-Einschübe, inkl. Kommentarfunktion. Die Protagonistin Zhen ist vielseitig, bodenständig und mir ungemein sympathisch gewesen.
«The Future» hat mich gut unterhalten und mir neue Perspektiven auf mehrere Konflikte und Probleme ermöglicht. Das Ende hat mich nicht zu 100 % überzeugt, aber ich nehme trotzdem jede Menge wertvolle Erkenntnisse daraus mit und kann das Buch allen, die Gedankenspiele mögen, wärmstens empfehlen.