„Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“ ist der neue Roman von Rafik Schami und gleichzeitig mein erstes Buch von dem Autor. Schon auf den ersten Seiten wird seine besondere Erzählkunst sichtbar. Bevor die Geschichte beginnt, erzählt der Autor kurz, wie das Buch entstand. Aus der umfangreichen Bibliothek seines Vaters, der ein leidenschaftlicher Büchersammler war, sind nur noch wenige Bücher übriggeblieben, da dessen Haus in Damaskus durch den Krieg schwer beschädigt wurde. Eines dieser Bücher war ein sehr altes, handgeschriebenes Buch eines anonymen Autors mit dem poetischen Titel „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“. Rafik Schami erzählt nun die vielen Geschichten aus dem Büchlein neu und hat damit einen wundervollen Roman erschaffen. Das Buch besteht – neben der Haupthandlung, zu der es zwischendurch immer wieder zurückgeht - aus vielen Kurzgeschichten, die in Themen unterteilt sind. Von List und Lüge, Mut und Feigheit, Klugheit und Dummheit, von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit über Vernunft und Aberglaube bis hin zu der Liebe – dieses sind nur einige Themen aus den wunderbaren Geschichten, die zum Grossteil von den Einwohnern erzählt werden, die aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten kommen. Es wird mal mystisch und etwas orientalisch mit dem Flair von 1001 Nacht, mal humorvoll und heiter, aber auch mal ernst und nachdenklich stimmend, aber oft einfach unterhaltsam mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Gleichzeitig sind in den Erzählungen auch viele wichtige Botschaften enthalten. Auch, dass es immer wieder zurück in die Hauptgeschichte geht, hat mir sehr gut gefallen – die Wege von Prinzessin Jasmin und ihrer Zofe Nura sowie Geschichtenerzähler Karam und vielen weiteren interessanten Nebencharakteren lassen sich interessant verfolgen. Sehr beeindruckend ist die gesamte Erzählweise: Ruhig, angenehm und atmosphärisch dicht, ist man sofort gefangen in dem Buch, in dem keine Langeweile aufkommt. Auch diese manchmal leicht märchenhafte-poetische Art ist sehr gelungen. Mein Fazit: Ein wundervoller Roman mit beeindruckender Erzählkunst. Die Hauptgeschichte wird untermalt von unzähligen kurzen Geschichten. Für gewisse LeserInnen kann es auch zuviele Kurzgeschichten sein - diese sind jedoch vielfältig und durch den insgesamt schönen, leichten und einnehmenden Schreibstil des Autors sehr lesenswert. Ein Buch, das unterhält und gleichzeitig auch wichtige Botschaften vermittelt. Gleichzeitig ist auch das Hörbuch, gelesen von Wolfgang Berger, wunderschön zuhören. Ein Minusstern fürs Hörbuch muss ich trotzdem geben, die Kapitel sind - teils bis zu 50 Minuten - einfach zu lang.