Die Hauptfigur des Buches “Nach oben sinken” bleibt während der ganzen Geschichte namenlos. Doch ich denke das Buch ist autobiografisch und erzählt die Kindheit und Jugendjahre des Autors.
Durch eine kindliche und ehrliche Sichtweise wird das Leben im Wallis erzählt. Grossmutter Maya erzählt Witze und Geschichten, das ganze Dorf kennt diese. Die Familie ist sehr schweigsam , es wird nicht viel geredet oder sich Zeit genommen den Kindern etwas zu erzählen oder ihre Fragen zu beantworten. Es sind viele Fragen da, viele unbeantwortete. Er wird nicht ernst genommen und die Distanz zwischen ihm und seinen Eltern und nicht verstanden zu werden begleiten ihn dauernd. Der Autor stellt gesellschaftskritische und philosophische Fragen und birgt ein grosses Geheimnis, das bis zum Schluss eine Spannung hält, der man sich nicht entziehen kann. Naturbeschreibungen von der Alp aber auch die Begegnung mit seiner ersten Liebe, lassen sie selbst mal einen Sommer lang Schafhirte sein. Parallel wird ab der Hälfte des Buches die Geschichte von Jean Donazzolo erzählt, der als vermisst gilt, doch niemand will über ihn reden.
Mich hat das Buch sehr beeindruckt aber auch wirklich wütend gemacht. So nah am Leben erzählt, das kann und ist bestimmt vielen der älteren Generation auch so ergangen. Ich habe durch dieses Buch ein tieferes Verständnis für meine Vorfahren erlangt aber auch für alle Menschen. Die Macht der Kirche, ein ungelöstes Rätsel, die erste Liebe und das ewige Schweigen in der Familie ziehen mit einem Sog durchs Buch, dass nicht mehr loslässt und das Buch viel zu schnell zu Ende ist.
Für mich ein unglaubliches Buch und Anwärter auf mein Jahreshighlight 2023! Grosse Leseempfehlung!
“In einer guten Geschichte lösen sich das Geheimnis und die Spannung erst am Ende auf. Im Leben ist es nicht anders. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir erst nach dem Tod erfahren werden, worin das Geheimnis unseres Lebens bestand ” S. 245