Elisabeth Beer benutzt in ihrem Erstlingswerk eine warme, bildhafte Sprache, die einen in den Bann ziehen kann.
Der Buchrücken hat mir eine spannende Reise auf der Suche nach einem verschwunden Kartenteil versprochen. Diese Reise verblasst jedoch neben - durchaus lesenswerten - Rückblenden in die Zeit mit der inzwischen verstorbenen Amalia und den Einblicken in Sarahs Gefühlswelt, die immer wieder mit der Aussenwelt kollidiert.
Die Autorin hat gewiss Potential, die “Bücherjägerin” hat mich jedoch nicht abgeholt. Zu verkrampft versucht die Autorin in ihrem Buch alle möglichen gesellschaftspolitischen Strömungen abzubilden und verzettelt sich damit. Auch das gekünstelte Wechseln zwischen verschiedenen Formen der genderneutralen Sprache bremst die eigentliche Geschichte aus. Da hat das Lektorat aus meiner Sicht versagt - es hätte gut getan, sich auf eine Form des Genderns zu beschränken.
Das Nachwort und die Danksagung der Autorin erklären einiges. Elisabeth Beer täte es gut, wenn sie nicht mehr krampfhaft alles und alle berücksichtigen wollen, sondern ihren eigene Spur setzen würde. Zum Beispiel machen das klare Zuschreiben von Attributen aus dem Autismusspektrum an die Hauptfigur Sarah, daneben aber das vermeintlich rücksichtsvolle Vermeiden einer klaren Benennung das Buch widersprüchlich und verwirrend.
Alles in Allem eine nette Geschichte, aber viel Luft nach oben in der Erzählkunst. Das Buch spricht wohl eher Leute an, denen “Wokeness” zentral am Herzen liegt und der rote Faden weniger wichtig ist…