Meinen ersten Ivanov-Thriller durfte ich dank einer Book Circle-Leserunde lesen; da ich die Autorin und ihren Schreibstil nicht kannte, war ich völlig unvoreingenommen.
In 53 Kapitel auf etwas über 300 Seiten schreitet die Handlung erwartungsgemäss schnell voran. In kurzen Kapiteln wird die Hauptfigur Julia Sanders von ihrer Vergangenheit eingeholt, von deren Folgen auch Julias Sohn, Michael, aus einer früheren Beziehung und ihr gegenwärtiger Ehemann, Henry Sanders, nicht verschont bleiben.
Die Notwendigkeit eines reichhaltigen Personenregisters zeugt von der Menge an Haupt- und Nebenfiguren, die anfangs zwar räumlich, zeitlich und thematisch scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Was aber zu Beginn vereinzelte, persönlichen, mehr oder weniger tragischen Schicksalsschläge scheinen, wird sukzessiv zu einem verwobenen Netz undurchsichtigen Machenschaften in Kreisen der Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin, bis hin zur Politik des Kremls.
Die Übersicht über diese komplexen Verstrickungen das ganze Buch hindurch zu behalten, scheint die grösste Herausforderung, denn die Episoden ändern sich schnell, die Figuren und verschiedenen Thematiken bleiben zum Teil oberflächlich und die Rückblenden machen es nicht einfacher.
Nichtsdestotrotz liest sich das temporeiche Buch gut und unterhält mit einer beängstigend aktuellen Thematik über Macht und Wissenschaft im Zusammenhang mit gegenwärtigem Optimierungswahn und daran gebundene Fragen zu sozialer Ungleichheit und Ausbeutung. Die Fortsetzung werde ich wohl ein einem Zug lesen müssen, damit ich den roten Faden nicht verlier…