• Fantasy & Science FictionLiebesromane

    Komplexer Hauptcharakter, cooles Setting, mitreissend erzählt

Da ich bis jetzt Liebesgeschichten eigentlich nur aus der Sicht einer Frau gelesen habe, empfand ich es als erfrischend anders, das Ganze einmal aus der Sicht eines Mannes erzählt zu bekommen. Und dann handelt es sich bei diesem männlichen Hauptcharakter auch gerade noch um Hades, dem Gott der Unterwelt. Von Anfang an gefiel mir diese Figur sehr gut, da Hades recht komplex und schwer zu erfassen ist, weder wirklich gut, noch wirklich böse. Zum einen hat er einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, kann den Menschen bis in ihre Seele blicken und setzt sich für wohltätige Zwecke ein, auf der anderen Seite ist er aber auch ein grausamer Folterknecht und kann teilweise nur schwer die Kontrolle über seine Aggressivität behalten. Auf jeden Fall ist er sehr reflektiert und lässt sich nicht gerne in die Karten schauen, während er immer seine eigenen Ziele verfolgt. Dies alles macht ihn zu einem aussergewöhnlichen Hauptcharakter, der aus dem üblichen gut-böse Schema herausfällt, und es ist sehr spannend, seine Gedankengänge mitzuverfolgen.
Allerdings war mir die Beziehung zwischen Hades und Persephone zu körperlich. Es schien für mich zunächst so als beruhten Hades Gefühle nur auf dem Optischen. Der Wechsel von “wir kennen uns nicht” zu “ich bin unsterblich verliebt” war mir einfach zu plötzlich und zu krass. Es gab keine richtige “Kennenlern-Phase” und Hades verliebte sich im ersten Moment eigentlich nur in den Anblick Persephones. Zum Glück wurde die Beziehung mit der Zeit tiefgründiger, auch wenn mir die Sexszenen nach wie vor etwas zu explizit waren.
Insgesamt empfand ich das ganze Setting auch als sehr gelungen. Die Autorin transformierte die ganzen antiken Figuren sehr gekonnt in eine moderne Zeit und interpretierte insbesondere die Götter auf spannende Weise neu. Die Bilder, die gezeichnet wurden, waren sehr facettenreich und schön ausgearbeitet.
Zugegebenermassen war ich mir beim Kauf des Buches nicht bewusst, dass die Reihe aus Sicht von Persephone bereits existiert, allerdings kann man in meinen Augen die Reihen problemlos getrennt voneinander lesen.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen mit spannenden Charakteren und einer gelungenen Verknüpfung von Antike und Moderne. Einzig die in meinen Augen zu körperliche Beziehung hat mich nicht so angesprochen.