Kristine, die elfjährige Tochter der dänischen Sozialministerin, wurde ermordet, zerstückelt und vergraben. Nur kann sich der Täter nicht erinnern, wo er die Leichenteile verscharrt hat. Ein Jahr später werden mehrere Mütter misshandelter Kinder umgebracht. Zuvor hat der Täter jeweils eine anonyme Aufforderung ans Sozialamt geschickt, das jedoch untätig blieb. Dass er bei den Opfern jeweils ein Kastanienmännchen mit Fingerabdrücken Kristines hinterlassen hat, bedeutet womöglich, dass er die Sozialministerin zur Verantwortung ziehen will. Und plötzlich wird gar ein Fragezeichen hinter die Aufklärung des damaligen Kristine-Falls gesetzt. Ob wohl ein falsches Geständnis vorliegt?
Es ist ein perfekt durchdachter Thriller mit packenden Handlungen über einen Mörder, dessen treibende Kraft eine alte zu sühnende Schuld ist. Der raffiniert ausgeklügelte und durchdachte Plot ohne Logiklücken und Klischees sucht seinesgleichen und verliert trotz seines Umfanges nicht an Spannung. Diese liegt zu einem guten Teil daran, dass die Geschichte im Präsens erzählt ist. Die komplexe Geschichte macht es dem Leser erst gegen Ende möglich, die Erklärung zu den Morden zu verstehen. Durch das gegensätzliche Ermittlerduo mit Konfliktpotenzial ergibt sich ein zusätzliches interessantes Spannungsfeld. Beides sind prägnant charakterisierte Einzelgänger, die oft wie Kontrahenten wirken, aber doch am gleichen Strang ziehen. Typisch für Sveistrup ist die Verstrickung der dänischen Politik in den Fall. Kommissarin Lund lässt grüssen. Dabei beweist der Autor einen enormen Scharfsinn und Erfahrung in Kriminalistik. Galoppierende Action, Wendungsreichtum und treibende Spannung, die den Leser buchstäblich über die Seiten jagt, alternieren mit etwas zu ausschweifenden, detailverliebten Schilderungen und akribisch beschriebener Ermittlungsarbeit. Aber warum reiten die meisten skandinavischen Autoren so auf dem Sex rum, und das selten auf sympathische Art? Der Showdown des düsteren und beklemmenden Thrillers, der nicht mit blutiger Brutalität geizt, offenbart sich als furioses Crescendo.