Eine Mischung aus Lebenshilfe, Achtsamkeitsratgeber, Dankbarkeitstagebuch und Roman bietet Michiko Aoyamas «Frau Komachi empfiehlt ein Buch».
Die Autorin hat ihre Erzählung in fünf Kapitel gegliedert. Jedes ist in der Ich-Perspektive einer anderen Figur erzählt. So erzählen nacheinander Tomoka (21, Verkäuferin), Ryo (35 Jahre, Buchhalter), Natsumi (40 Jahre, ehemalige Zeitschriftenredakteurin), Hiroya (30 Jahre, arbeitslos) und Masao (65 Jahre, Renter) von ihrem Leben und wie die kurze Bekanntschaft mit Frau Komachi es in eine neue Richtung gestupst hat. Sie alle befinden sich, meist beruflich, an einem Scheideweg. Sie sind nicht zufrieden mit ihrem Leben, haben aber zugleich Angst vor Veränderung (und wissen auch nicht immer, wohin es nun gehen soll). Die Treffen mit Frau Komachi verlaufen dabei immer gleich. Durch Zufall entdecken die Protagonisten die Gemeindebibliothek, in der Frau Komachi arbeitet. Dort treffen sie zunächst auf die reizende Assistentin, Nozomi Morinaga, und werden von dieser zu Frau Komachi geschickt. Diese wird nicht nur stets gleich beschrieben, sondern sitzt auch immer hinter ihrem Pult, vertieft in eine Filzarbeit, die sie bei Ankunft unserer Hauptfiguren unterbricht mit den Worten «Wonach suchen Sie?». Diese simple Frage ruft bei Tomoka und den anderen ungleich mehr Assoziationen und Emotionen hervor, als vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Als hätte sie es geahnt, druckt Frau Komachi nun rasch eine Liste mit Büchern aus, nach denen unsere Figuren verlangt haben, und ergänzt diese aber immer noch durch einen Titel, der völlig aus der Reihe fällt. Passend zu diesem individuellen Titel schenkt sie den Figuren eine passende Filzarbeit. Und wir dürfen mitverfolgen, was die Lektüre dieses besonderen Buches mit den Figuren macht.
Meist enden die Kapitel damit, dass unsere Protagonisten den ersten Schritt hin zu einer Veränderung gemacht haben. Wie es mit ihnen weitergeht, bleibt oftmals offen – wie ja auch das Leben selbst unabgeschlossen ist. Allerdings überschneiden sich in den späteren Kapiteln einige Lebensläufe und so treffen wir erneut liebgewonnene Figuren wieder. Die von Frau Komachi empfohlenen Titel gibt es wirklich, wenn auch nicht alle in deutscher Übersetzung. Sie sind am Ende des Buches aufgeführt.
«Frau Komachi empfiehlt ein Buch» ist vorhersehbare Wohlfühllektüre mit leicht esoterischem Einschlag für Fans von John Streleckys Universum «Das Café am Rande der Welt» oder «Katzencafé» von Charlie Jonas. Toll ist, dass sich in den vielfältigen Figuren (Männer, Frauen, mit und ohne Kind/Familie und ganz unterschiedlichen Alters) und ihren Problemen eine breite Leserschaft wiederfinden kann.
Aus dem Japanischen von Sabine Mangold.