Ein intelligenter, packender Krimi über ein heikles Thema.
Eine Studentin, Praktikantin in einem Tierheim wird entführt, der Täter geht ziemlich stümperhaft vor und ist bald verhaftet - doch von Lara Blum fehlt trotzdem jede Spur….
Man wird in die Geschichte hinein geworfen, als die Tat schon geschehen ist - Palushi beisst auf Granit, denn Saifullah der Täter, den er verteidigen soll, spricht nicht - und versteht er überhaupt deutsch? - niemand scheint ihn zu kennen… Ausweispapiere gibt es ebenfalls nicht… Doch die Öffentlichkeit hat ihre Meinung schon gemacht: die Muslime stecken dahinter - dumm, dass auch Palushi dazu gehört - ein gefundenes Fressen für die Journaille, nachdem der Fall im Trüben stecken bleibt.
In diesem Krimi greift Ivanov das ganze Thema über die ‘Islamisten’ auf, die Radikalisierung orientierungsloser Jugendlicher, die dazu gehören, Anerkennung wollen, Ausländerfeindlichkeit - und wie undifferenziert alle in denselben Topf geworfen werden. Sie bedient die gängigen Klischées nicht - verwendet sie vielmehr als Spiegel und Teil der Geschichte, liefert Informationen und Gegenargumente, -beispiele - ohne zu belehren oder für die eine oder andere Seite punkten zu wollen.
Etwas schwierig, die dazwischen gestreuten Kapitel, bei dem ein Ich Alben ansieht, ihr Leben nicht mehr auf die Reihe bringt, keinen Namen, kein Gesicht hat - erst eine kurze Begegnung im Laden gibt der Frau zumindest einen Namen - wer gut hinhört, macht später einen Link - und doch bleiben mehr Fragezeichen als Erklärungen…
Gerade die gängigen (Vor)urteile leiten die Denkmuster der Ermittler - sie finden auch tatsächlich, aber nicht, wonach sie suchen - und letztendlich ist alles ganz anders… - Die Lösung des Falles stellt die Vorurteile für einen Augenblick auf den Kopf - auch wenn die Probleme der Islamisierung durch die Salafisten nicht verharmlost wird.
Ein sehr empfehlenswerter - informativer und lehrreicher Krimi.