Die Hauptprotagonistin, Anna Arnadóttir führt ein Vorzeigeleben. Sie ist Mitte Vierzig, eine respektierte Vulkanologin, seit vielen Jahren glücklich verheiratet, Mutter von einem 23 jährigen Sohn und einer 8 jährigen Tochter. Island ist hier der perfekte Ort. Es ist eine Vulkaninsel und es gibt immer etwas zu beobachten. Allerdings kommt nun wirklich alles in Aufruhr. Es kommt zu seismologischen Auffälligkeiten, welche Anna sehr genau analysiert und mit vergangenen Eruptionen, Erdbeben und ähnlichen Vorkommnissen abgleicht. Sie ist eine auffallend rational denkende und analytische Frau. Ihr Mann unterstützt sie sehr, ist sehr liebevoll und ruhig. Es kommt aber noch zu einem Beben der anderen Art. Anna verliebt sich in einen Mann, einen Fotografen, der mit Worten so gekonnt umgehen kann wie mit seiner Kamera.
Die Ereignisse nehmen ihren Lauf - die Beben unter der Erde, die Eruptionen und diese ganz spezielle Liebesgeschichte(n).
Es ist faszinierend zu lesen. Einerseits die Details, welche zu Island, zur Geologie, zu Beben und Eruptionen, zu Vulkanausbrüchen etc. geschildert werden. Das ist sehr interessant, nicht trocken und ich wurde mir bewusst, wie weit weg ich solche Ereignisse wähne. Mir nicht vorgestellt habe, wie Leute auf so einer Insel leben. Andererseits diese Liebe, die wie ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch alles aufwirft und zu zerstören droht. Das ungläubige Miterleben, wie diese sonst auf dem Boden stehende, Vernunft liebende Frau sich auf diesen Mann einlässt.
Der Erzählstil der Autorin ist sehr einnehmend. Der Wechsel von der Vulkanologin zur Ehefrau, Mutter und zur Geliebten fesselt. Ebenfalls die Rückblenden in ihre Kindheit zu ihrem Vater, der sie schon mit auf den Weg zur Wissenschaftlerin genommen hat.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Lesend nach Island reisen, über den Vulkanismus etwas erfahren und dabei eine sehr spezielle Familien- und Liebesgeschichte erleben.
Wo bist du nur, fragt er dann, Wo befindest du dich gerade? Ich zucke zusammen. Ach ich bin nur müde, entgegnete ich, aber er hat recht, ich war weit weg in dem Armen meines Vaters etwas über Gesteinsschichten gelesen.
Mit Naturkatastrophen reagiert die Natur auf ein Ungleichgewicht und versucht, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Ich liebe meine Familie, meinen Mann, mein Zuhause. Ich bin glücklich. Führe ein gutes und angenehmes Leben. Ich lasse mir das von nichts und niemandem zerstören. Noch nicht einmal von der Liebe.
Was soll ich darauf sagen? Dass ich immer dachte, die Liebe sei eine positive, aufbauende Kraft, etwas, das Menschen vereint und glücklich macht?
Sie (die Liebe) ist kein süsses Kätzchen, ohn nein. Sie ist eine kochend heisse Supernova, mit Reisszähnen und Krallen und einem Schwanz, mit dem sie um sich schlägt und alles zerstört, was ihr in den Weg kommt.
Auf dem Reykjanes-Rücken bebt es seit Wochen. Natürlich war er schon immer in Bewegung, seit die Erdkruste vor über 66 Millionen Jahren auseinanderzugleiten begann und Norwegen und Grönland langsam in entgegengesetzte Richtungen drifteten. Eigentlich nichts Neues, aber in den vergangenen Tagen sind die Beben bei der Felseninsel Eldey stärker geworden und das Epizentrum zieht in Richtung Land.