Dieses Buch handelt von einem traurigen Phänomen unserer Gesellschaft, der zunehmenden Vereinsamung der Menschen und als Folge davon, dass einige nach dem Tod tage- und sogar wochenlang in ihren Wohnungen liegen, ohne dass jemand sie vermisst. Die Geschichte spielt in Japan, wo es dafür den Ausdruck Kodokushi gibt sowie Fundortreinigungsfirmen. Die Protagonistin Suzu, selbst ausser ihrem Hamster ohne Freunde, hat ihre Eltern, zu denen sie fast keinen Kontakt mehr pflegt, verlassen um in der Stadt zu studieren. Das Studium hat sie, ohne das Wissen der Eltern geschmissen und jobbt. Eine kurze Beziehung ist in die Brüche gegangen, der Job war auch nicht von Dauer. So verlässt Suzu die Wohnung kaum noch und es droht ihr der soziale Abstieg, da das Geld nicht mehr lange für den Lebensunterhalt reichen wird. Sie malt sich die düstere Zukunft aus, unter anderem mit Obdachlosigkeit, Freilassen des Hamsters, der die ungewohnte Freiheit nicht lange überleben würde. Die Sorge um den Hamster ist der Ausschlag, dass sie sich zu bewerben beginnt und schliesslich bei Herrn Sakai als Leichenfundort-Reinigungsfrau anfängt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem neuen Beruf, der ihr viel abverlangt, nähert sich Suzu dem neuen Tätigkeitsfeld nach und nach an und mit der Zeit werden die neuen Arbeitskollegen zu Freunden.
Milena Michiko Flašar beschreibt einfühlsam und (trotz des ernsten Themas) oft mit einer bewundernswerten Leichtigkeit und Wortgewandtheit die unterschiedlichen Herangehensweisen die von der Reinigungstruppe je nach Zustand der Fundorte, Umstand des Todesfalls, Alter der Verstorbenen sowie Wünsche der Hinterbliebenen, verlangt werden. Zudem flicht sie geschickt die Geschichte von Suzu und ihrer Neuorientierung mit Finden eines Ziels und der Planung der näheren Zukunft mit ein.
Bei den Beschreibungen musste ich oft leer schlucken. Die Geschichte erinnert daran, dass mit etwas mehr Mitgefühl unseren Mitmenschen gegenüber und Aufeinander achtgeben, vor allem in der Anonymität von Städten, viel Leid verhindert werden könnte. Eine sehr schöne, teilweise aufrüttelnde, Geschichte mit wunderschönem Buchcover.