Glausers Krimis sind nicht wirklich Krimis im herkömmlichen Sinn –zufällig gibt es eine Leiche und die Hauptfigur ist ein Wachtmeister, jedoch steht nicht die Auflösung des Falls, sondern das Warum im Zentrum. Aber eigentlich sind es psychologisch und auch literarisch raffiniert gemachte Romane. Im „Matto“ wird thematisiert, was hierzulande noch vor weniger als 100 Jahren mit Menschen passierte, die in der Gesellschaft aneckten – sie kamen in eine „Besserungsanstalt“, oder „Heilanstalt“ oder „Irrenanstalt“. Der Autor selbst hat dieses Schicksal mehrfach erfahren, er weiss, wovon er schreibt. In der Irrenanstalt im Buch ist der Direktor verschwunden und ein Patient ausgebrochen. Der verschlossene Wachtmeister erhält einen tiefen Einblick in die Praktiken einer Irrenanstalt. Matto steht für den Geist des Wahnsinns, und dem kommt auch der Wachtmeister immer näher. Ein faszinierender, ganz ganz grosser Roman, den ich unglaublich gerne gelesen habe!
En plus: Den Ausbruch aus der Irrenanstalt hat auch Glauser selbst erlebt, das kann man nachlesen in seinen wunderbaren Briefen, die unter dem Titel „Man kann sehr schön mit dir schweigen“ bei Nimbus erschienen sind. Leider nur noch beim Verlag erhältlich – aber diese beiden Bücher nebeneinander zu lesen ist ein absoluter Genuss.