Eine starke, bildgewaltige Geschichte mit viel Humor, Komik, Tiefgang, mitunter auch Satire erzählt hier Anika Decker. Man spürt, dass sie Drehbuchautorin und Regisseurin ist - nicht nur wegen des Plots, sondern auch, weil (jedenfalls bei mir!) ein regelrechtes Kopfkino losging!
Rahel Wald erwacht auf der Intensivstation aus dem Koma - in ihrem Leben klafft eine Lücke… Sie kennt sich nicht wieder, kämpft sich zurück ins Leben - von der IPS, auf die allgemeine Abteilung, weiter zur Spezialklinik fürs Herz und zuletzt in die Reha. - Es ist nicht einfach, bei sich selbst anzukommen, ans Leben anzuknüpfen, wenn einem ein ganzer Teil an Erinnerungen fehlt - oder es nurmehr lose Puzzleteile sind, die sich nicht verbinden lassen.
In die Enge getrieben durch ihren Zustand, sieht Rahel ihr Leben als Drehbuchautorin, als Mensch mit neuen Augen, macht sich Gedanken, die nicht bloss an der Oberfläche kratzen.
Letztendlich geht dann noch mehr in die Brüche… doch das wird für Rahel zur eigentlichen Chance.
Leider endet die Geschichte dann irgendwie im Leeren - zu gern wüsste ich, wie’s mit Job, Wohnung, Partner- und Freundschaft weiter gegangen ist…
Die Geschichte erzählt schonungslos, wie’s einem in einer Behandlung ergehen kann. Die einen sind zugewandt, die andern Fachidioten, wieder andere haben keine Zeit und manche sind gar übergriffig. Man wird zum Objekt, dünnhäutig, vielleicht auch zum Hypochonder, weil einen alles überfordert… Ich staune, was Decker hier an Einfühlung und Vorstellung, an Wissen und Recherche an den Tag legt - und irgendwie mahnt es mich ein wenig an die Kampagnen von #metoo, wenn Rahel Wald im Roman über die ausgelieferte Stellung der Frau reflektiert - sei’s in der Notaufnahme oder auch in der Physio der Reha. So gesehen ist es ein vielschichtiger Roman - bei allem Witz und Tempo mit Botschaft.