Inhalt vgl. Cover
Der Schreibstil ist verständlich und bildhaft, arabische Wörter sind mit Fussnoten erklärt. Das Buch, das biografische Züge beinhaltet (angelehnt an das Leben der Grossmutter der Hauptprotagonistin) beschreibt eindrücklich das Verliebtsein einer Französin mit einem in Frankreich stationierten marokkanischen Soldaten. Ebenso dann das Erwachen als sie ihrem Mann nach dem Zweiten Weltkrieg in sein Heimatland folgt. Keiner ihrer Wünsche wird erfüllt, all ihre Vorstellungen werden zunichte gemacht. Die Leserin*der Leser erfählt viel über gesellschaftliche Normen, über Traditionen und über die Rolle der Frau. Mitleid hatte ich insbesondere mit der Tochter; Aïcha wurde in der Schule ausgegrenzt wegen ihres Aussehens und ihrer ärmlichen Kleidung. Ebenso musste sie miterleben, wie hart ihre Mutter arbeiten musste und wie wenig Geld für irgendwelche Freuden vorhanden war. Sie musste mitansehen, wie ihr Vater ihre Mutter schlug und demütigte. Interessant fand ich, dass die Hauptprotagonistin nie ernsthaft an eine Rückkehr ins Elsass nachgedacht hat.
Passend zur Geschichte ist immer wieder der “Zitrangenbaum”, den der Vater aus einem Orangenbaum mittels Veredelung eines Zitronenzweigs gezüchtet hat. Wir sind wie ein Baum, halb Zitrone, halb Orange. Wir gehören zu keiner Seite. Die Früchte sind bitter und ungeniessbar