Inhalt vgl. Cover
Das Buch ist interessant in Bezug auf die Herkunftskultur der Hauptprotagonistin, auf ihre beiden Welten in denen sie aufwächst und damit zusammenhängend die vermisste Zugehörigkeit, die gesellschaftlichen Normen aus dem Land “dort unten” (die Autorin nennt Marokko nie beim Namen), die unterschiedlichen Ansichten die Rolle der Frau betreffend etc. Sie nennt sich auch das “Zirkusäffchen”, wenn sie sich in Katalonien so benehmen muss, wie es sich in Marokko gehört.
Die Autorin erzählt bildhaft und eindrücklich über ihren Alltag hier und während Kurzaufenthalten auch “dort unten”, übere ihre Fragen ohne Antworten, über ihr Verantwortungsverständnis ihrer Mutter gegenüber und später ihrem ins neue Land “eingeführten” Cousin-Ehemann (sie nennt ihn nie “meinen Mann”), über ihre unterdrückten Wünsche betr. Bildung und ihre eigene Sexualität, über ihre Konflikte. Was mir von Anfang an gefehlt hat, ist die klare Orientierung. Es gibt keine Kapitelüberschriften und keine ersten Sätze mit entsprechenden Informationen. Ebenso vermisst habe ich bis ins letzte Drittel des Buches eine Information, wieso die marokkanische Mutter mit ihrer 11jährigen Tochter alleine nach Spanien kommt, wer und wo der Vater der Autorin ist. Interessant fand ich die Vergleiche zwischen den beiden Sprachen. Es gibt kein Wörterbuch von der Sprache meiner Mutter ins Katalanische oder ins Spanische oder in irgendeine andere Sprache. Das ist zusätzlich erschwerend, weil die Kinder für ihre Eltern übersetzen müssen. Die Bedeutung der arabischen Sprache, kann nicht einfach mit einem Wort übersetzt werden. “A Thamschunt”, rief meine Mutter ihr zu, was “du Unselige” bedeutet, aber auch zu jemandem gesagt wird der alleinstehend ist. Oder “Lust”? Dafür kenne ich in der Sprache meiner Mutter nicht einmal das Wort.
Ein Versuch, die beiden Welten der Hauptprotagonistin zusammenzufassen:
- Der Reichtum meiner Sprache schrumpfte zusammen, sobald ich aufhörte, an Gott zu glauben.
- Heirate, und du bist frei. Heirate, und deine Mutter ist frei.
- Auf einmal komme ich mir wortlos vor, aus der Sprache abgeschoben.
- Was Rassismus ist, lässt sich denen nicht begreiflich machen, die ihn nie zu spüren bekommen haben.
- Und dass meine Liebe weiterhin ohne Haus ist.
- Einmal mehr finde ich keine gute Entsprechung für den Ausdruck.
- Trotz aller Bemühungen, mein früheres Leben (bis zur Heirat) hinter mir zu lassen, kann ich nicht so denken wie eine Analphabetin.
- Lieber alleine sein, als irre werden.
Fazit: auch wenn das Buch anspruchsvoll zu lesen war, hat es mich etwas näher an die nordafrikanische Kultur herangeführt.