Im Mittelpunkt stehen Henrietta 32, die, sagen wir mal so, nicht die Allergefühligste ist, und Annien 66, die zu schätzen weiss, dass Henrietta der unsentimentale Typ ist. Die beiden treffen sich in der Rosendale-Ambulanz. Henrietta soll im Café Leben Annies Lebensgeschichte aufzeichnen. Den beiden bleibt nicht viel Zeit, denn Annie hat Krebs im Endstadium und viel zu erzählen. Offene Fragen unter anderem weil Ihre Schwester mit 18 unter ungeklärten Umständen verschwand. Auch Hens Trauma aus der Kindheit kommt wieder hoch.
Das ganze gelingt Jo Leevers ohne Kitsch, aber mit treffsicherem Gefühl. Im Buch gehts um Selbstbehauptung, Freundschaft und zwischen den Zeilen ist es eine überraschend feministische Geschichte. Denn es geht auch um Geschlechterverhältnisse und eine Männlichkeit, die unfassbar alltäglich daherkommt, aber zutiefst toxisch ist.
Wie Jo Leevers ihren Figuren unbeschönigt Härten zumutet und es ihr dennoch gelingt eine aufbauende Geschichte zu erzählen, habe ich als ein kleines Wunder empfunden.