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  • Heinz Helle
  • Roman | Über das Auf und Ab im Alltag eines jungen Vaters

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Heinz Helles «Wellen» sind das Gegenstück zu Julia Webers «Vermengung» - sie leben in Zürich mit zwei Kindern in einer Genossenschaftssiedlung. Ehrlich beschreibt Helle seine wellenförmigen Gemütsbewegungen als Vater und Hausmann und erschrickt ab und zu ob seiner Hilflosigkeit und beinahe-Gewalttätigkeiten. Tagebuchartig schildert er das ganz normale Leben – oder den ganz normalen Wahnsinn, beginnt seine langen assoziativen Sätze meist mit «Und …». Wer bin ich in diesem ganzen (Mikro-)Universum fragt sich Helle, und «ich wünschte, ich hätte die Kraft, alles, was ich bisher dachte und war, grundsätzlich zu hinterfragen, ohne es abzulehnen, eine neue, sanftere Perspektive einzunehmen auf mein bisheriges Ich (112)».

Es ist die ungeschminkte Innenansicht eines ganz normalen Familienlebens, das jede und jeder mit Kindern erleben kann. Besonders eindrücklich sind die Schilderungen der Wellen: von Zuneigung zu zeitweiser Überforderung, vom Lautwerden und Bereuen, von aufsteigender Wut, von Tränen und vom sich und die Kinder beruhigen und sich versöhnen, unspektakulär, ehrlich, offen. Helle versucht, «mithilfe der regelmässigen schriftlichen Dokumentation meines Erlebens zu verstehen, was hier eigentlich so passiert (204)». Ab und zu sind politisch-philosophische Überlegungen eingebaut, Schnipsel aus seiner Forschungsarbeit, die auch Platz haben muss. Ist es Liebe, die Helle sucht, ist es Glück, das vielleicht kommt, wenn man die Dinge beschreibt, wie sie sind und sie annimmt und akzeptiert, ist es die Möglichkeit, das grosse «Nichts», die Sinnlosigkeit zu bannen mit dem gelebten Leben, der Liebe, in der wellenförmigen Nähe zu seinen nächsten Menschen?

Absolut lesenswert, nicht nur in Ergänzung zu Julia Webers Vermengung.