Georges Nagelmackers, 1845 – 1905, hat Welten per Eisenbahn verbunden: komfortables Reisen in seinen Schlafwagen, später auch Restaurants- und Salonwagen. Ab 1883 hat der Belgier mit seinem Orient-Express Paris mit Konstantinopel verbunden. Der Autor erzählt die Geschichte des unermüdlich arbeitenden Visionärs, der immer wieder Umwege gehen musste, um seine Pläne wahr werden zu lassen.
Erster Eindruck: Die einzelnen Elemente des Covers vom Schutzumschlag – ich bin kein Fan von Schutzumschlägen – gefallen mir sehr gut, aber insgesamt ist es mir ein wenig zu überladen. Im Buchinnern hat es viele Fotos und Karten, die jedoch ein wenig klein ausgefallen sind. Aber insgesamt sehr gelungen.
Ich muss zugeben, dass mir der Name Georges Nagelmackers vor der Lektüre kein Begriff war, sein Orient-Express hingegen schon. Eindrücklich, dass er 776 Schlaf- und Speisewagen sowie 120 Gepäckwaggons betrieb und ab 1892 sogar noch Palasthotels in diversen Städten eröffnete. Und dann ein noch grösseres Ziel: die längste Bahnverbindung der Welt, von Paris nach Peking. Wow!
In erster Linie steht das berufliche Schaffen von Georges Nagelmackers im Zentrum, aber auch seine familiäre Situation wird beleuchtet. Es gab so viele Dinge, die mich bei Georges (ich erlaube mir, ihn nachfolgend nur Georges zu nennen) beeindruckt haben, so z.B. hat er für die Weltausstellung extra den Chefdekorateur der Pariser Oper engagiert, damit dieser nach Russland fuhr, um seine Eindrücke auf 600 Skizzen festzuhalten. Seine Energie ist sehr gut spürbar – er war schon in jungen Jahren ein richtiger Visionär, der beharrlich seine Ziele verfolgte.
„Sturheit ist die Religion der Pioniere.“ (Jean des Cars)
Das ist wohl wahr – hätten die Pioniere bei der ersten „Herausforderung“ (heutzutage sagt man ja nicht mehr „Problem“) die Flinte ins Korn geworfen, wäre vieles nicht realisiert worden… Bei Georges gab es zahlreiche Schwierigkeiten zu meistern, so z.B.: zähe Verhandlungen mit zig Ländern, durch die sein Zug fahren soll; technische Hürden; steigende finanzielle Belastungen; abnehmende Unterstützung; die Seuche Cholera.
Ich habe richtiggehend mitgefiebert, als Georges die erste grosse Fahrt startete. Ein Heissläufer bei seiner Zugskomposition hätte ihn im wahrsten Sinne beinahe definitiv ausgebremst. Aber Georges wusste sich – wieder einmal – zu helfen. Dieser Mann muss unwahrscheinlich intelligent gewesen sein und vielfältige Kontakte gehabt haben. Der unerschütterliche Glaube an seine Vision liess ihn offenbar alles bewältigen, auch wenn er von Seiten seines Vaters keine Unterstützung erhielt.
Das Buch wird mit einer Zeittafel (die bis ins Jahr 2022 führt), einem Literaturverzeichnis und einem Quellenverzeichnis (beachtliche 589 Einträge!) abgeschlossen. Mir hat die lesetechnische Reise mit Georges Nagelmackers ausgezeichnet gefallen: 5 Sterne für dieses rechercheintensive Buch und meine unbedingte Leseempfehlung!