Die vierjährige Nele besucht mit ihrer Mutter den Spielplatz in einem Vorort von Münster. Während Mieke Ganter mit ihrem Handy beschäftigt ist, wird Nele entführt. Zeugen sagen später aus, dass die Kleine an der Hand eines wenig älteren Mädchens in die Richtung eines geparkten Autos gegangen ist. Nele wird in das Auto gezerrt und verschwindet spurlos.
Die Ermittler rätseln, was das ältere Mädchen bei der Entführung für eine Rolle spielt und ob Nele ein Zufallsopfer war. Es stellt sich heraus, dass Neles Mutter eine Influencerin ist, die das gesamte Leben ihres Kindes vor der Öffentlichkeit ausbreitet. Als sie aktiv nach ihrer Tochter sucht, macht sie einen grossen Fehler.
Diese Geschichte beginnt mit einer schrecklichen Szene. Ein Kind, kaum 4 Jahre alt, wird im Beisein seiner Mutter entführt. Die Autorin hat das in einer Art Zeitlupe beschrieben, was ich ein geniales Stilmittel fand. Ich war geschockt und auch im weiteren Buchverlauf durch einen durchgängigen Spannungsbogen gefesselt. Denn es geht nicht nur um eine Entführung, dahinter steckt viel mehr.
Ich denke, eine Entführung ist eine Situation, die keine Mutter und keinen Vater kaltlässt. Ich muss jedoch auch vom weiteren Verlauf der Geschichte warnen, denn ich kann mir vorstellen, dass dieser Thriller für Eltern kleiner Kinder traumatisch sein könnte. Es wird zwar nie explizit beschrieben, was mit den entführten Kindern geschieht. Relativ viele Andeutungen zeigen jedoch die Richtung an. Das Grundthema ist schrecklich und grauenhaft.
Eine unheimliche und düstere Stimmung wird erzeugt, als die Sicht der Opfer, allen voran Nele, erzählt wird. Das Cover passt da wie die Faust aufs Auge. Ein weiteres und leider topaktuelles Thema ist, wie manchmal Kinder in sozialen Medien von ihren Eltern zur Schau gestellt werden. Die Geschichte zeigt nur zu deutlich, was und wie die Folgen sein können. Es ist dadurch relativ einfach für Täter den Aufenthaltsort und Gewohnheiten von Kindern auszuspionieren.
Die Autorin schreibt in einem klaren und eher sachlichen Schreibstil über ein beklemmendes Thema. Dabei versteht sie es gut eine unheimliche und gruselige Atmosphäre zu erzeugen. Ohne, dass sie brutale Handlungen oder Szenen mit viel Blut beschreibt.