125 Seiten - wenige Worte, so viel Aussagekraft.
Nina Bouraoui hat eine Erzählkraft, die mit wenigen Worten eine Stimmung schafft, die einen in den Bann zieht. Nicht die Geschichte ist spannungsgeladen - die Worte schaffen eine Beklemmung, ein Mangel an Gefühlen, der fast schmerzhaft ist.
Sylvie ist geschieden und zweifache Mutter. Ihr Mann hat sie eines Tages verlassen - ohne viele Worte. Weder von ihm, weder von ihr. Ihr Leben und ihre Ehe waren ein wenig wie dieses Auseinandergehen. Sylvie ist gefangen in ihrem Leben, ihrer Vergangenheit, in der Ehe. Und auch in der Liebe, in der Arbeit, der Gesellschaft, in ihrer Vergangenheit. Sie funktioniert als Mutter und als Arbeitskraft.
Bis sie eines Tages aufmüpft und sie die Gewalt spürt, Gewalt, die sie erlebt hat, die ausgeübt wird von Stärkeren über Schwächere.
Ihr Aufmüpfen bleibt nicht ohne Folgen. Das Leben ändert sich anschliessend zwar von den Umgebungsbedingungen her grundlegend - aber eigentlich nicht wirklich. Es bleibt über das ganze Buch irgendwie eintönig und gleichzeitig ist es absolut nie langweilig zu lesen. Man wird selbst gefangen in dieser Geschichte, die auch sozialkritisch ist und Gelegenheit gibt, nachzudenken.
Ob glücklich oder unglücklich, grau oder lichtdurchflutet, seine Kindheit darf man nicht vergessen. Einem Baum, der noch blüht, schneidet man nicht die Wurzeln ab.