Lempi ist verschwunden und wir Leser*innen lernen sie nur durch die Schilderung anderer Personen kennen.
Viljami, Lempis Ehemann, kehrt verzweifelt aus dem Lapplandkrieg auf seinen kleinen Bauernhof zurück und weiss nicht, wie er ohne Lempi weiterleben soll. Er erinnert sich an den Sommer, den sie gemeinsam hatten, und an die unendlich grosse Liebe, die jetzt aber kein Gegenüber mehr hat.
Elli, die Magd, ist hasserfüllt. Sie war schon immer eifersüchtig auf Lempi und schimpft auf sie. In Ellis Schilderung werden die sozialen Unterschiede deutlich.
Sisko, Lempis Schwester, berichtet mit grossem zeitlichem Abstand ihre Erinnerungen an die Kindheit und ihr späteres Leben. Diese Schilderung wirkt am neutralsten, aber was heisst das schon bei Erinnerungen, von denen Sisko selbst sagt, man könne sich nicht sicher sein.
Alle drei Personen halten innere Zwiesprache mit Lempi, sprechen sie mit “du” an und beschwören ein Bild von Lempi herauf. Dieses Bild sieht aber jedes Mal ganz anders aus, jedes Mal wird eine neue Seite beleuchtet. Beim Lesen kann man sich langsam zusammenreimen, was mit Lempi geschah. Aber wer war sie, wie war sie?
Der Roman macht deutlich, dass unsere Bilder von anderen Menschen subjektiv gefärbt sind.
Die Sprache unterscheidet sich bei den drei Erzählstimmen nicht gross, jedenfalls nicht auf der kleinsten Ebene der Wörter und Sätze (das ist vielleicht in der Übersetzung auch schwer zu beurteilen). Unterschiedlich sind vor allem die vermittelten Gefühle, verzweifelte Liebe, Hass, resigniertes Bedauern.
Der Roman drängt vorwärts, da ist der Geruch nach nördlichem, moosigem Boden und Fichtennadeln, aber auch die Schwere und Traurigkeit in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Finnland. Alle Erzählstimmen klagen, was sie gerne gehabt hätten.