Regula Eichenberger, geb. 1955, wollte unbedingt fliegen – der „Flugvirus“ scheint familiär bedingt, denn schon Vater und Onkel flogen, später auch die Mutter. Als Regulas zwei Jahre ältere Schwester für den Privatpilotenschein büffelte, lernte sie einfach mit. So begann ihre Karriere über den Wolken. Später wurde sie die erste Schweizer Linienpilotin, was grosses Medienecho verursachte. Sie gibt Einblicke in die Welt der Aviatik und verrät dabei auch Persönliches.
Erster Eindruck: Das Cover mit der sympathischen Autorin im Cockpit gefällt mir. Im Mittelteil des Buches gibt es zahlreiche Fotos – ich mag es immer sehr, wenn es bei Erfahrungsberichten auch persönliche Bilder gibt.
Im Prolog musste ich schmunzeln, denn die Autorin erwähnt die Fragen, die ihr als Pilotin immer wieder gestellt wurden. Ich hätte auch ALL diese Fragen gestellt, denn ich treffe schliesslich nicht jeden Tag einen Piloten oder eine Pilotin.
Die Autorin weist darauf hin, dass dieses Buch nicht für ihre Berufskollegen geschrieben wurde, sondern für Laien, das heisst, dass das „Fachchinesisch“ der Aviatik vereinfacht beschrieben wurde – dafür bin ich sehr dankbar.
Manche Erzählungen über Flugstunden oder ihre Flüge als Co-Pilotin bzw. später Captain waren wirklich abenteuerlich – sehr interessant! Ebenso z.B. die Erklärung des Phänomens Tunnelblick. Oder die Ausführungen zum Navigieren ohne visuelle Orientierung: wenn der natürliche Horizont bei Schlechtwetter verschwindet, „verliert man sofort die räumliche Orientierung, und im Bruchteil von einer Sekunde weiss man nicht mehr, wo oben und wo unten ist.“ Wow! Beängstigend!
Interessante Einblicke in die Fliegerei von anderen Ländern: Griechenland, wo gerne mal gestreikt wird; Australien mit ganz anderen Dimensionen und Wetterverhältnissen als in Europa; Island, wo es zuweilen nie dunkel wird; Afrika, wo Haushaltsgeräte Priorität vor dem Gepäck der Passagiere haben.
Überall wo Menschen aufeinandertreffen, gibt es Reibungspunkte. So versteht es sich von selbst, dass es auch immer wieder Momente von Konflikten gab. Einige davon waren darauf zurückzuführen, dass bei manchen Männern das Ego angeschlagen war, da eine Frau im Cockpit das Sagen hatte. Oje…
Mir haben die Einblicke in das Flugwesen und in ihr Privatleben sehr gefallen – ihre Liebe zur Aviatik ist bis zuletzt sehr gut spürbar. Von mir gibt es 4 Sterne.