“Menschen, die sich zu viel Arbeit und zu viele Termine aufhalsen, sollten ärztlich angewiesen werden, eine Kuh aufzusuchen […]”
Wem gerade keine Kuh zur Verfügung steht, möge es in der Zwischenzeit mit Urs Mannharts kleinem und feinen Bericht “Lentille. Aus dem Leben einer Kuh” versuchen. Darin beschreibt der Autor seine Arbeit auf einem kleinen Schweizer Bauernhof im Jura, die Beziehung zu den Kühen im Allgemeinen und zu Lentille im Besonderen - Fotostrecke inklusive. Das ist der Ausgangspunkt seiner Recherchen zu den Themen Tierwohl, Tier-Persönlichkeit, Haltung von Nutztieren und allgemein unserem Umgang mit Tieren. Teils philosophisch, teils wissenschaftlich, sich selbst kritisch hinterfragend, realistisch und immer basierend auf entsprechenden Berichten und Studien, dabei auch sprachlich ganz besonders schön, abwechslungsreich und überraschend:
“Die Tage strecken sich, die abendliche Dämmerung trödelt, und morgens zählt die Sonne am Horizont die Tannen.”
“Lentille. Aus dem Leben einer Kuh” ist mir von einer Kundin empfohlen worden und ich habe es mit Gewinn und Vergnügen gelesen und dabei auch wegen Sätze wie dem Folgenden die Lentille innewohnende Gelassenheit tanken können:
“[…], weil sie wiederkäuend eine mit Beschreibungen kaum zu fassende, Buddha-gleiche Gelassenheit zelebrieren, ein in den zerfließenden Augenblick verliebtes Aufgehobensein im Gegenwärtigen, das jedem Menschen […] in die Knochen gehen wird.”