Giulia wächst in ärmlichen Verhältnisse Ende des 19. Jahrhundert in einem italienischen Dorf auf. Das Leben ist hart, sie leidet an Hunger und ungerechten Lebensbedingungen. Während Giulia in ihrer zerrütteten Familie keinen Trost findet fühlt sie sich bei ihrer Freundin Anita und deren Familie aufgehoben und findet Halt. Bis sie nach einer schmerzhaften Entdeckung in die USA flüchtet. Fast fünfzig Jahre später kehrt sie zurück in ihr Heimatort. Die Ereignisse werden rückblickend erzählt.
Raffaella Romagnolo verbindet das Schicksal der Freundinnen mit einer differenziert dargestellten Geschichte auf den beiden Kontinenten. Sie wechselt die beiden Lebensgeschichten Kapitel für Kapitel in einem nachvollziehbaren Tempo ab. Dabei entsteht automatisch eine Gegenüberstellung von Europa und den USA und es erlaubt dem/der Leser/in in die historische Geschehnisse und wirtschaftlichen Entwicklungen einzutauchen.
Die Lebensbedingungen und politischen Umstände kurz vor dem 1. Weltkrieg bis und mit nach dem 2. Weltkrieg wurden von der Schriftstellerin sehr genau recherchiert. Ein Lesevergnügen der besonderen Art, konnte ich doch mit der Fiktion, wie nebenbei mein historisches Wissen, auffrischen.
Angesichts der schieren Fülle an Figuren fiel es mir aber leider schwer, eine besondere Nähe zu einer oder mehreren von ihnen zu entwickeln. Zudem wurde ich irgendwann, den im Roman zu viel Raum einnehmenden Kriegsjahren, überdrüssig.
Dennoch: Bella Ciao ist ein interessanter Roman über Italien und die italienische Diaspora in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sprachlich auf hohem Niveau, mit zwei ausgesprochen starken Frauenfiguren, die mich überzeugten.