Im Netz gefangen
Nicht alle Regionalkrimis, die ich bisher gelesen habe, waren unterhaltsam, witzig und spannend zugleich. Doch «Der Tote im Netz» von Frauke Scheunemann ist beste Unterhaltung!
Der lokale Radiosender-«Bäderland Radio» im Seebad Heringsdorf auf Usedom steckt in der Krise! Er soll von einem grösseren Konkurrenten aufgekauft werden, was in allen Mitarbeitern - insbesondere die Radiojournalistin Franziska Mai (genannte «Franzi») - grosses Unbehagen hervorruft. Ihre Jobs stehen auf dem Spiel, daher muss dringend eine neue Idee her. Etwas das die Konkurrenz von der Berechtigung des Senders überzeugen kann. Franzi hat eine zündende Idee: Die Lokalbevölkerung soll in diesem Format alles auf den Tisch bringen können, was sie gerade beschäftigt. Sei es ein Nachbarschaftsstreit, Ärger mit den Behörden, etc. Die Idee kommt bei den Hörern gut an, doch schon bald geht es um viel ernstere Themen:
Ein Mord an Fischer Maik Peters, der in ein Netz gewickelt an seinem eigenen Schiff im Hafen von Zeglin gefunden wird. Brisantes Detail: Auf seiner Brust ist das Wort «Rache» eingeritzt, sein Mund ist mit Angelhaken verschlossen worden. Und ausgerechnet jener Fischer hat am Tag zuvor in der Radioredaktion angerufen und mit Franzi Mai einen Termin vereinbart, anlässlich welchem er ihr sein Leid klagen wollte. Als sie am vereinbarten Termin in Zeglin ankommt, ist Maik Peters bereits tot. Franzi wittert ihre Chance für einen spannenden Radio-Beitrag und mischt sich in die Ermittlungen ein. Doch Kai Lorenz, Hauptkommissar vor Ort, ein wenig charmanter und bärbeissiger Zeitgenosse, ist wenig erfreut von der Idee, eine quirlige, ständig quasselnde Journalistin an seiner Seite zu wissen. Doch Franzi lässt ihm gar keine andere Möglichkeit, als sie an den Untersuchungen zu beteiligen, liefert sie ihm doch manch wertvollen Hinweis zum Fall. Gemeinsam mit Janis, ihrem Praktikanten, stöbert sie in der Lebensgeschichte von Maik Peters und findet verschiedene interessante Details: Ein übermotivierter Fischereiaufseher, radikale Umweltschützer und eine raffgierige Immobilienfirma kommen plötzlich ins Spiel. Und Franzi gerät immer tiefer in deren Sumpf und brenzlige Situationen lassen nicht lange auf sich warten.
Frauke Scheunemann schreibt frech und spritzig und ihr Humor sorgt für gute Unterhaltung. Zum Schmunzeln fand ich immer wieder die Schlagabtausche zwischen Franzi und ihren jeweiligen Gegenspielern. Interessant für den Laien auch der Blick hinter die Kulissen eines kleinen Lokalradios. Da spürt man, dass sie viel eigene Erfahrung mit einbringen konnte.
Mein Fazit: Ein toller, unterhaltsamer Cosy-Krimi an einem herrlichen Ort, den ich gerne persönlich einmal besuchen möchte. Am besten mit dem nächsten Band der Serie! Passend auch das gewählte Cover!