Die Ausgangslage tönt spannend: eine Lüge, eine Lebenslüge.
Die Geschichte beginnt aus der Perspektive des Kindes Marta in Polen. Das ist andeutungsweise spannend. Sehr schnell wird klar, dass die Mutter Martas Zwillingsbruder bevorzugt. Und kein liebes Wort für Marta hat. Dennoch bleibt dem Leser diese Marta fremd, bzw. sie wirkt unsympathisch, da leicht nörgelnd und besserwisserisch.
Die Familie flüchtet nach Deutschland, Marta setzt ehrgeizig ihr Ziel um, Medizin zu studieren. Dies vermochte mich zu interessieren. Schliesslich wird Marta Psychiaterin in der Schweiz, ihre Perspektive mag Leute aus diesem Umfeld interessieren (Medizin, Psychiatrie).
Die Figur Marta bleibt einem fremd, die Perspektive ist eindimensional, grundsätzlich ist Marta toll, die anderen „unfähig“, unzureichend. Das wird zunehmend anstrengend. Die Lebenslüge erscheint schliesslich wenig überzeugend schlimm, wird auch nicht genauer ausgeführt. Im Gegenteil, da kommt der Spoiler auf ein Familiengeheimnis von Martas Partner. Dies soll in einem anderen Buch erläutert werden, das die Leserin dankend ablehnt.
Vielleicht wäre es ehrlicher gewesen, das Buch als Tagebuch anzulegen. So kommt es wenig reflektiert und sehr einseitig daher.