Norbert Scheuer erzählt in seinem neuen Roman die traurige Geschichte einer jungen und sonderbaren Frau in seinem Dorf Kall. Ihre Herkunft wird ihr von der Dorfbevölkerjng verschwiegen. Sie wächst bei einer Grossmutter auf, die sie misshandelt. Deren Mann, der Grossvater also unternimmt mit der kleinen Nina Ausfahrten im rostigen alten Opel Kapitän, Ziel ist Byzanz. Er schwärmt von der fernen Welt und ihren mythischen Störchen. Die Sehnsucht nach der Ferne lässt die junge Frau die Realität aushalten. Sie trägt Zeitungen aus. Sie hilft in der örtlichen Kneipe eines Griechen aus. Ziel ist es auszubrechen aus der dörflichen Enge von Kall, dafür spart sie. Sie gilt im Dorf als zurück geblieben und offensichtlich psychisch angeschlagen ob der Vorfälle ihrer Jugend, sie ritzt sich. Von der Frau, die sie als Amtsvormund betreuen soll, wird sie sexuell genötigt und sie wird an einem Dorffest von einer Gruppe gleichaltriger Burschen vergewaltigt. Nina ist eine absolute Aussenseiterin und erfährt wenig Zuwendung. Einzig der Sozialarbeiter Ignaz, dessen Frau und die pensionierte Lehrerin Sophia zeigen Interesse an der tumben Nina. Diese entwickelt sich zur belesenen Frau und hört nicht auf Fragen zu stellen. Dann ist da noch der schöne Paul, den sie für unerreichbar hält. Ihm widerfährt Schlimmes im Einsatz in Afghanistan, und unsere verliebte Heldin kümmert und sorgt sich um ihn. Doch als er nach der ersten Liebesnacht entdeckt, dass Nina ein Muttermal hat, schwant ihm das Rätsel ihrer Herkunft. Scheuer schafft einen Dorfkosmos voller Andeutungen, seine Figuren sind vom Leben gezeichnete Leute, kein Schwarz-Weiss-Schema sondern viele graue Schattierungen die der unbarmherzigen Natur ausgeliefert sind. Scheuers Erzähltemprament ist von gemächlicher Art, sein verstörender Plot wird mit präzisen Beobachtungen seiner Umgebung und seiner Heimat richtig plastisch geschildert und entwickelt einen poetischen und erzählerischen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Ergänzt wird das Buch mit Zeichnungen und Vergleichen der Dorfdramen mit der griechischen Myhologie auf Bierdeckeln.