Die Vielschichtigkeit und das Dilemma werden von Jodi Picoult so gekonnt in die Geschichte verpackt, dass man sich selbst hin- und hergerissen fühlt. Es ist eine sehr emotionale Lektüre, die zum Denken, aber vor allem zum Fühlen und Mitfühlen anregt.
Ich persönlich habe mich auch beim Bewerten und Verurteilen ertappt. Was ist den nun “das Richtige”? Wer hat Recht? Auch wenn es manchmal aus der Perspektive der eigenen Verletzungen und Ängste heraus so scheinen mag: Die Welt ist nicht schwarz-weiss. Das Märchen von ich bin richtig und alle anderen sind falsch, von Gut und Böse als zwei gegensätzliche Seiten, die nur gut und nur böse sind, ist eben genau das: ein Märchen.
Wenn Dinge aus dem Herzen und der Liebe heraus betrachtet werden, dann verschwimmen diese Seiten, es entstehen ganz viele Optionen in der Mitte. Jodi Picoult lehrt den Leser und die Leserin mit Anna und Kate und deren Familie den Blick für die ganze Farbpalette zu öffnen. Sich in verschiedene Perspektiven hineinzufühlen, mitzufühlen und so das Leben neu zu verstehen, nicht mit dem Kopf, sondern dem Herzen.