Micaela Alcaino, eine meiner absoluten Lieblingsdesignerinnen und -illustratorinnen, hat eines der offiziellen Cover für diesen Roman gestaltet. Ich kannte das Buch also schon vom Design her. Als dann der englische Bookclub-Newsletter von der Buchhandlung Stauffacher kam, hatte ich plötzlich große Lust, es zu lesen. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich mich für das ebook oder das Hörbuch entscheiden sollte. Schlussendlich entschied ich mich dann für die englische Version des Audiobuchs. Die Sprecherin hat wirklich gute Arbeit geleistet! Was ist also meine Meinung dazu? Ich muss sagen, dass die Idee eine Menge Potenzial hat. Mir hat der Fokus auf Wörterbücher sehr gut gefallen, vor allem weil wir uns heutzutage sehr auf das digitale Wörterbuch verlassen und nicht hinterfragen, wie es wirklich entstanden ist und wer entschieden hat, welche Wörter in ein Wörterbuch aufgenommen werden. Lustigerweise war dieser Roman auch eine Möglichkeit, selbst neue Wörter zu lernen. Mein Lieblingswort ist wahrscheinlich “superfluous”, weil es so schick klingt. Das Buch hat mein Interesse am Beruf des Lexikographen und an all den Aufgaben geweckt, die mit der Erstellung eines Buches verbunden sind. Damals waren so viele Leute daran beteiligt! Ein großes Plus ist die Notiz des Autors am Ende des Buches. Sie beleuchtet die realen Ereignisse und Personen, von denen diese Geschichte inspiriert wurde.
Jedenfalls empfand ich beim Lesen eine gewisse Sympathie für die junge Essymay und ihr Interesse an Wörtern. Aber je älter sie wurde, desto weniger hatte ich das Gefühl, dass ich mich für die Figur oder ihr Privatleben interessierte. Dieses Buch war auch keine Charakterstudie, was völlig in Ordnung ist. Es enthielt historische Ereignisse wie die Suffragetten-Bewegung und den Zweiten Weltkrieg, was in Ordnung war. Und die Beziehung zu Gareth war ein bisschen kurzlebig, und das nicht nur wegen der Ereignisse. Die Figur konzentriert sich, je älter sie wird, mehr auf ihr Leben als auf das Wörterbuch selbst. Nun könnte man sagen, dass die Wörter, die sie sammelt, ein Teil ihres Lebens sind. Das ist absolut richtig, aber ich hätte mir gewünscht, dass der Fokus auf das Wörterbuch und die verlorenen Wörter nicht in den Hintergrund gerückt wäre.
Wer eine gemütliche Lektüre mag, dem würde ich es trotzdem empfehlen. Vor allem das Hörbuch wegen der fantastischen Erzählung!