Etwa so widersprüchlich wie der Titel, ist auch mein Gefühl nach dem Lesen….
Der Roman ist solide gemacht, schön erzählt und hat durchaus berührende Momente - und doch empfinde ich ihn irgendwie als ‘Schuss ins Leere’…
Der Plot ist denkbar ‘banal’: da reisen Grossvater (Leonardo), Vater (Riccà) und Sohn (Nicò) von Mailand nach Barletta (Apulien), dort ist Grossvater aufgewachsen - und zog mit den Kindern (Riccà war damals 15) nach Mailand, wo letzterer eine Familie gründete. Nicò kennt Barletta und die Wohnung nur aus den Ferien.
Nun reisen die drei zusammen hinunter, um die inzwischen kaum mehr genutzte und verlotterte Wohnung zu putzen, aufzuräumen, schätzen zu lassen und dann zu verkaufen.
Um diese Tage in Barletta drapiert sich die Geschichte - Reise zurück zu den Wurzeln - Begegnungen mit Menschen, Orten, der Vergangenheit. - Jeder mit seinen eigenen Erinnerungen und Bezugspunkten.
Unbefriedigend insgesamt ist für mich das viele, das gegeben ist und angerissen wird. Da verstehen sich Vater und Sohn überhaupt nicht - der Vater hat eine andere Vorstellung von Arbeit und Mann-sein - der Sohn (26!), weiss, wo er sticheln muss, damit das negative Beziehungsfeuer köchelt… Da gäbe es noch Onkel, die sich ebenfalls nicht vertragen - wer zu Grossvater geht, schaut, dass er niemand anderem aus der Familie begegnet. Warum? …man weiss es nicht - Fakt.
Die berührenden Momente entstehen da, wo die ‘Krieger-Fassade’ des Grossvaters bröckelt, wo Vater und Sohn sich nahe kommen… - Doch es wird nichts Neues daraus geknüpft.
Letztendlich ist die Wohnung verkauft, der Grossvater reist mit dem Zug nach Mailand zurück, der Vater weiter zu einer Besprechung, der Sohn bleibt noch eine Weile bei der Grossmutter (ms) - und damit hat sich die Geschichte!
Eigentlich schade - denn aus dem Thema von Entwurzelung - Heimat - Rückkehr/Bleiben hätte man m.E. mehr machen können….