Bereits mit Kill Your Friends und Coma, erreichte der Schotte John Niven zweimal weltweiten Erfolg. Nun folgt die bitterböse Religionssatire Gott bewahre. Nicht, dass es ihm reicht, religionstechnisch mal eben auf eine unglaublich obszöne, zynische und fantasievolle Art aufzuräumen. Nein, Niven zieht alle Register und so wird auch viel Gesellschaftskritik geübt. Von Castingshows bis zur Todesstrafe, wird auf der Bühne der gesellschaftskritischen Themen so ziemlich alles durch den Kakao gezogen. Wenn wundert es da, dass die Amis aus lauter Angst (vor den Moslems) das Buch nicht veröffentlicht haben. Zum Glück sind wir in Europa nicht ganz so konservativ wie hüben am Teich, ansonsten wäre uns ein echter Pageturner durch die Lappen gegangen.
Die Geschichte:
Was passiert, wenn Gott mal eben kurz eine Woche in den Angelurlaub geht (ein Tag im Himmel entspricht 57 Erdenjahren, somit war Gott über 400 Erdenjahre weg)? Es gibt ein Chaos, nicht im Himmel, sondern auf Erden. Ein Chaos, das wir nur zu gut kennen, denn wir leben schliesslich mittendrin. Wie auch immer, der Himmel funktioniert ähnlich wie eine Firma, nur dass die Mitarbeiter niemand geringerer sind als die Heiligen, die wir kennen, wie etwa Petrus, Andreas, Markus usw. Die sind echt besorgt, ob der Rückkehr Gottes, da sie sich des Chaos auf der Erde bewusst sind und nun Gottes Reaktion fürchten (Erster Satz im Buch: “Da kommt Gott, tut so als wärt ihr beschäftigt”). Nun denn, Gott ist gar nicht entzückt und beruft eine Sitzung ein, bei welcher natürlich Alkohol und Joints en Masse nicht fehlen! Gott liebt das exzessive Leben, neben ständigen Partys fehlt es im Himmel nie an gutem Alkohol und diversen anderen bewusstseinserweiternden Drogen.
Nach einigem Hin und Her wird beschlossen, dass Jesus wieder auf die Erde zurück muss, um Gottes Botschaft “Seid lieb” unter die Menschen zu bringen. Jesus, der die Zeit im Himmel geniesst, ist gar nicht erfreut über die “Wiedergeburt” seiner selbst auf der Erde. Ihm wäre es lieber, er könnte wie bis anhin seine Tage dem süssen Nichtstun widmen und mit seinem Kumpel Jimi Hendrix abhängen. Doch daraus wird nichts.
So kehrt Jesus, der allgemein als J.C. bekannt ist, zurück auf die Erde, um Gottes Wort kund zu tun. Doch so einfach ist es nicht, den niemand will seine Botschaft verstehen, geschweige denn glauben, dass er tatsächlich Gottes Sohn ist. Vielleicht ist dies auch etwas schwierig, denn Jesus kommt als mittelloser Musiker, der in New York lebt, zurück und versucht, sich und seine Clique aus Drogenabhängigen, Kriminellen und Obdachlosen durchzubringen. Doch dann bewirbt er sich bei der amerikanischen Castingshow “American Pop Star”. Dort denkt er, findet er als durchgeknallter Indie-Typ, der denkt Gottes Sohn zu sein, die ideale Plattform, seine Message “Seid lieb” unter die Menschen zu bringen. Tatsächlich schafft es Jesus durch das Casting und nimmt in Los Angeles erfolgreich an der Show teil. Durch die Medienpräsenz wird er bekannt und schon bald winken ihm lukrative Möglichkeiten wie Plattendeals, Interviews und TV-Auftritte. Der Rubel rollt und so kann Jesus mit seiner Anhängerschaft eine eigene Kommune bilden, in welcher so ziemlich jeder willkommen ist.
Wo es Gewinner gibt, sind die Neider nicht weit und so verwundert es nicht, dass schon bald der Staat eingeschaltet wird, um auf dem Areal der Kommune gnadenlos aufzuräumen.
Meine Meinung:
Wow, wann hatte ich zum letzten Mal Tränen, vor lauter Lachen, in den Augen beim Lesen eines Buches
Keine Ahnung, jedenfalls hat mich das Buch Gott bewahre dazu gebracht. Niven lässt Gott als Schwulenfreund auftreten, der gerne trinkt und kifft, verwandelt den Himmel in ein Partyzelt, wo es immer was zu feiern gibt, selbst dann, wenn die Erde scheinbar den Bach runter geht. Niven hat einen einfachen, aber unglaublich vulgären Schreibstil, daran musste ich mich erst gewöhnen. Gestört hat es mich meistens nicht, obwohl gewisse Dialoge dadurch sehr oberflächlich wurden. Irgendwie hat es einfach gepasst. Die Vorstellung von Jesus als Hippie-Surfer-Typ, der mit seinen “asozialen” Kumpanen in einem umgebauten Linienbus quer durch die Staaten reist, hat mich einfach beeindruckt und zum Lachen gebracht. Immer wieder greift er sozialkritische Themen auf und verarbeitet diese mit einem ganz fiesen schwarzen Humor. Für mich, der mit der Kirche und der Religion nicht allzu viel am Hut hat, ging das voll auf, da ich mich amüsieren konnte. Mich wundert es nicht, dass die amerikanischen Verlage Angst hatten, das Buch zu veröffentlichen. Niven ist gnadenlos in seiner Wortwahl, seinem Humor und seiner Vorstellung von Himmel und Hölle. Das Buch ist nichts für zartbesaitete und sensible Geschöpfe. Gott bewahre hat mich überzeugt und mich auf die anderen beiden Werke Coma und Kill Your Friends neugierig gemacht.
Fazit:
Achtung, nichts für gläubige Christen und andere Kirchengänger! Ausgenommen, man hat viel übrig für schwarzen Humor und nimmt John Niven die vielen schlimmen Schimpfworte nicht übel. Niven’s bitterböse Satire ist ein Pageturner und bringt grossen Spass, aber man muss sich darauf einlassen! Ich fand’s zum “Schiessen”. Alle, die Monty Python mögen, mögen auch Gott bewahre.