Auch wenn sich die Handlung in eine völlig unerwartete Richtung bewegt hat, ist es der Autorin hervorragend gelungen, die dazu mehr als einmal nötigen Zufälligkeiten durchaus glaubwürdig zu schildern. So wirkte die Geschichte weniger konstruiert und vielmehr einem natürlichem Fluss folgend, der nicht gerade verläuft, sondern Biegungen, Stromschnellen und ruhige Stellen in sich vereint.
Das Schicksal von Bess, deren Kind aus dem Waisenhaus verschwindet, ist nicht nur deshalb sehr bewegend. Auch die im damaligen London herrschenden harten Lebensumstände voller Dreck, Dunkelheit und Gestank und der starke Kontrast der armen Arbeiterklasse zur reichen Oberschicht, die sich (fast) alles erlauben kann, werden sehr gut eingefangen. Es stellt sich heraus, dass Bess’ Schicksal untrennbar mit dem einer solchen Frau aus der Oberschicht verknüpft ist. Es ist faszinierend, wie die Geschichte aus den wechselnden Erzählperspektiven von Bess und Alexandra Bess’ und Alexandras so unterschiedlich wirkt.
Nach und nach werden die Puzzleteile zusammengesetzt und man lernt die Beweggründe kennen, auch wenn man sie nicht immer gutheißen muss. Lediglich das Ende passte dann zwar, fiel mir persönlich aber ein wenig zu harmonisch aus - aber eine Geschichte darf das.