Diese Novelle von Anthony Doerr hat es in sich. Keine 150 Seiten dick und so viel zu sagen.
Es geht um Alma, die 72 jährige Witwe, die an Demenz erkrankt ist. Den ca. 15 jährigen Luvo, ein “Erinnerungszapfer”.
Alma hat eine Memory Wall angefertigt. Diese enthält Fotos und Kassetten mit aufgezeichneten Erinnerungen. So kann sie sich viele Erlebnisse wieder anschauen und kurzfristig erinnern. Nach der Pensionierung hat sie ihren Mann auf “Entdeckungsreisen” nach Fossilien begleitet. Bei seiner letzten Expedition ist er an einem Herzversagen verstorben. Sie trauert sehr.
Luvo ist mit Ports ausgerüstet und kann an ein Gerät angeschlossen die Erinnerungen von Alma anschauen und “erleben”. Was es weiter damit auf sich hat, möchte ich nicht berichten.
Es geht um Erinnerungen, um das, was sie ausmachen, was wir ausmachen anhand unserer Erinnerungen. Dieses Thema ist sehr eindrücklich aufgearbeitet und lässt einen darüber nachdenken. Das Zitat von Luis Bunuel “Man muss erst beginnen, sein Gedächtnis zu verlieren, und sei’s nur stückweise, um sich darüber klar zu werden, dass das Gedächtnis unser ganzes Leben ist. ….”, macht gleich zu Beginn deutlich, dass das Erinnern den Schwerpunkt darstellt.
Daneben ist aber auch die Geschichte sehr gut aufgezogen. Die alte Dame, ihr Diener mit seinem Sohn, der Erinnerungszapfer Luvo und sein Umfeld. Die Orte der Handlung. Es ist absolut spannend. Ungewöhnlich geschrieben, die Idee einen Erinnerungszapfer zu schaffen so fern von der Realität wie kreativ.
Ich habe das Buch sehr gemocht. Kein Wohlfühlbuch, kein Fantasy oder SciFi, aber natürlich auch nicht realitätsnah. Besonders.